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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Historische Anfänge

Die Roemer

Die Franken

Das Prümer Urbar

Herrschaftsstrukturen

In und um Dernau

    - Ortsanfänge

    - Gerichtsbarkeit

    - Ritter von Dernau

    - Höfe und Güter

    - Die Pest

    - Hexenwahn

    - Hochwasser

    - Kriege und Plünderungen

    - Kirchengeschichte

    - Jüdische Gemeinde

    - Wirtschaftsstrukturen

    - Infrastruktur

        -- Haus und Hof

        -- Schulen

        -- Wege und Strassen

        -- Bahn, Tunnel und Bunker

        -- Brücken

        -- Wasser, Strom und Post

    - Sitten und Gebräuche

Sprache der Region

Auswanderungen

Maler und Dichter

Vereine

Familie Bertram

Erzählungen der Alten

Flurnamen

Höfe Ahr Eifel Rhein Geschichte Dernau Römer Franken Weinbau Fischerei Ahrtal Bertram Sprache Ahnen Pest Hexen Alles fliesst Juden Bunker

    8.12. Infrastruktur

    8.12.1. Haus und Hof

    Häuser in der Region wurden zu Zeiten der Römer überwiegend aus Stein -zumindest die tragenden Mauern/Wände- gebaut. Wie in der Römervilla in Ahrweiler zu sehen ist, war Fachwerkbauweise aber durchaus auch bekannt, ebenso wie eine zweigeschossige Bauweise.
    Mit dem Abzug der Römer und der Besiedlung durch die Franken setzt sich die Fachwerkbauweise durch.


    Abb.: Fachwerkhaus
    Abb.: Fachwerkhaus in Dernau/Teichgasse


    Abb.: Detail Fachwerkbau
    Abb.: Detail Fachwerkbau (Rech)


    Das Fachwerk wurde überwiegend auf einem Sockel /Erdgeschosssockel aus lokal gewonnenen Bruchsteinen (Grauwacke) errichtet. Die einzelnen Gefache des Fachwerks wurden mit einem Holzgeflecht verstärkt, welches mit Lehm verputzt wurde. Damit der Lehm einen besseren inneren Zusammenhalt hatte (Aufnahme von Zugspannungen) und nicht so anfällig gegen Rissbildung war, wurde ihm beim Anmachen Stroh untergemischt. Sowohl Fachwerkbauten in Stockbauweise wie auch in Geschossbauweise wurden errichtet. Erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts werden in Dernau wieder vermehrt Steinhäuser (Bruchstein, Ziegelstein, Bims) errichtet; in dieser Zeit haben sich auch Dachziegel schon als übliche Dachabdeckung durchgesetzt, wenige der älteren Häuser (in Dernau) , wie zum Beispiel das Zehnthaus, die Kirche, das Pfarrhaus und die Lehrerwohnung haben damals noch eine Schieferdeckung; die früher auch übliche Strohdeckung ist ebenfalls damals nicht mehr gebräuchlich.


    Abb.: Zehnthaus und Kirche
    Abb.: Zehnthaus und Kirche


    Die Häuser waren so angelegt, dass sie den Bedürfnissen der jeweiligen Bewohner und ihren beruflichen Tätigkeiten entsprachen. Das Leben spielte sich im Wesentlichen im Ort bzw. der engen Region ab. Das für den täglichen Bedarf Nötige wurde von lokalen Handwerkern erstellt bzw. angeboten (Bäcker, Müller, Metzger, Bauer, Stellmacher, Schmied, Leyendecker, Schreiner, Schumacher, etc.). Diese Berufsbezeichnungen gingen bei der Bildung der Familiennamen im 15. bis 17. Jahrhundert meist als erstes in die Namensbildung ein.
    Die meisten Familien an der Ahr lebten vom Weinbau, hatten aber vielfach so viel landwirtschaftliche Flächen (Garten, Obstwiesen, Acker, Schiffelland, Wald), dass sie versuchten sich mit dem Nötigsten selbst zu versorgen. Ein solcher Betrieb hatte häufig auch -je nach Wohlstand und Vermögen- Nutztiere wie Pferd, Maulesel, Kühe, Ziegen, Schweine, Hühner, etc..

    Abb.: Hof Bertram in der Dichjass
    Abb.: Hof Bertram in der Dichjass


    Früchte, Obst und Gemüse, Nüsse wurde so weit wie möglich eingelagert, getrocknet, "eingemacht", um sinnvolle Vorratshaltung zu betreiben. Manches Vieh (Schweine, Gänse, etc.) wurde vor Einbruch des Winters auf dem Hof geschlachtet und teilweise verwurstet, zum einen, weil das Futter weniger wurde, zum anderen, weil die Lagerung von Fleisch in der kühlen Jahreszeit unproblematischer war als im Sommer. Pökeln, Trocknen, Räuchern und "Einmachen" sorgten auch hier für längere Haltbarkeit.

    Abb.: brnatesjass
    Abb.: Haus in der Brantesjass


    Brot wurde in der hauseigenen Backstube (Backes, Backstuv) oder in einem gemeindeeigenen Haus gebacken. Noch bis in die sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts wurde zuhause vom Vater ca. alle vier Wochen eine größere Menge (ca. 20 bis 30 Brote) "Schwarzbrot" (=Vollkornbrot) selbst gebacken. Diese Backes befand sich im Keller unter dem Wohnzimmer und hatte u. a. einen direkten Zugang zum Hof/Innenhof. Der große steinerne Backofen und die zum Brotbacken benötigten Gerätschaften wurden abgebrochen/aufgegeben, als in den sechziger Jahren Raum für Ölheizung und Öllager benötigt wurde.
    Bis zum Einbau der Ölheizung wurden Küche und Wohnräume mit Herd bzw. Öfen (Holz und/oder Briketts) beheizt. Die Schlafräume hatten nicht immer einen eigenen Ofen. Eisblumen an den einfach verglasten Fenstern dieser unbeheizten Räume waren im Winter keine Seltenheit.
    Das elterliche Wohnhaus "In de Dichjas" war 1901 als Bruchsteinhaus dreigeschossig (was ungewöhnlich war) auf den Grundrissen des Vorgängergebäudes erbaut worden. Getrennt vom gegenüberliegenden Wirtschaftsgebäude ( mit Weinkeller (Faßlager), Remise/Kelterei, Vorratskammer mit Räucherofen (im ersten Stock), Kuhstall, Schweinestall, Hühnerstall, Heustall (im ersten Stock) und dem dahinter liegenden Nutzgarten durch einen Innenhof, der seitlich noch begrenzt war mit Waschküche, darüberliegender Werkstatt, einem Lager für Brennholz und Briketts, einem Abtritt/Locus und einem aussen neben der Küche liegenden Vorratsraum/Spind. Das werktägliche Leben spielte sich im Wesentlichen im Bereich der Küche ab, die Zugang direkt zum Hof hatte. Neben einem Herd war die Küche mit einem Spülstein/Spülbecken und einem Wandschrank (Schaaf) ausgerüstet. Im Sommer bei angenehmen Temperaturen saß die Familie zu den Mahlzeiten draußen in einer überdachten Ecke des Hofes (Sommeköch). (siehe Abb.: )


    Abb.: Sommerküche in der Dichjass
    Abb.: Sommerküche in der Dichjass


    Sonntags und dann, wenn Besuch zu Gast war, saß man in der Stuv, die unmittelbar an die Küche angrenzte.
    Neben dieser Stuv gab es noch die so genannte "jood Stuv", die in der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr ebenso benutzt/geheizt wurde, wie an Namenstagen, hohen runden Geburtstagen, Geburten und zu Traueranlässen. Zwischen Küche/Stube einerseits und der Guten Stube andererseits lag ein Flur mit dem Hauseingang (zur Hofeinfahrt hin gelegen) und mit Zugang zu den genannten Räumen, zum Keller und zum Obergeschoß. Im Keller war das "Eingemachte" und "Eingekellerte" (Gemüse, Früchte, Obst, Kartoffeln). Die beiden Obergeschosse hatten den gleichen Grundriß wie das Erdgeschoß und wurden je nach Familiensituation zum Schlafen bzw. (zum Beispiel nach dem zweiten Weltkrieg) auch zum Wohnen für eine, zur Not auch zwei, weitere Familien genutzt. Üblicherweise wohnten und lebten in den Häusern drei Generationen.

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