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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Historische Anfänge

Die Roemer

Die Franken

Das Prümer Urbar

Herrschaftsstrukturen

In und um Dernau

    - Ortsanfänge

    - Gerichtsbarkeit

    - Ritter von Dernau

    - Höfe und Güter

    - Die Pest

    - Hexenwahn

    - Hochwasser

    - Kriege und Plünderungen

    - Kirchengeschichte

    - Jüdische Gemeinde

    - Wirtschaftsstrukturen

    - Infrastruktur

        -- Haus und Hof

        -- Schulen

        -- Wege und Strassen

        -- Bahn, Tunnel und Bunker

        -- Brücken

        -- Wasser, Strom und Post

    - Sitten und Gebräuche

Sprache der Region

Auswanderungen

Maler und Dichter

Vereine

Familie Bertram

Erzählungen der Alten

Flurnamen

Bunker Ahr Eifel Rhein Geschichte Bahn Tunnel Bunker V2 V1 Rebstock Fakten Lager KZ Alles fliesst Juden Bunker

    8.12.4. Bahn, Tunnel und Bunker



    (Die Dokumente zum Widerlegen der falschen Behauptungen zu einem KZ im Ahrtal, unauffälligem Töten und Erhängen von Häftlingen, Erschiessungen, Leichengruben, Jüdischen KZ-Häftlingen aus Buchenwald und zu den falschen Zeiten und Zahlen im Zusammenhang mit dem Rüstungsprojekt Rebstock, finden Sie unten am Ende dieser Seite.)

    In Jahre 1833 wurde für den Bau einer Eisenbahnlinie von Köln nach Aachen die Rheinische Eisenbahn als Aktiengesellschaft gegründet. Wie es sich für eine privatwirtschaftlich betriebene Gesellschaft gehört, wurden von ihr in erster Linie der Bau solcher Bahnstrecken in Angriff genommen, die auch eine akzeptable Verzinsung des eingesetzten Kapitals versprachen. Dies waren zunächst die Linien Köln-Aachen und, nach Übernahme der Bonn-Cölner Eisenbahn in 1844, die Rheintalstrecke, die bis 1858 Remagen und Koblenz erreichte. Bis 1879 war die Moseltalstrecke von Koblenz bis Trier fertiggestellt.
    Die Rheinische Eisenbahn AG zögerte zunächst damit den Bau von Strecken in die Eifel zu beginnen. Erst nach der Zusage staatlicher Beihilfen wurden diese zwischen Düren und Trier und Euskirchen und Kölnvon ihr in Angriff genommen.

    Im Jahr 1880 (18. September) - die Rheinische Eisenbahn AG wurde in diesem Jahr auch unter militärischen Gesichtspunkten verstaatlicht-, konnte ein erster Teil einer Ahrtaleisenbahn von Remagen nach Ahrweiler in Betrieb genommen werden, nachdem in den Jahren vorher auch Trassenführungen von Rheinbach/Meckenheim nach Sinzig geplant worden waren. Eine Bürgerinitiative (1878) aus Ahrweiler/Walporzheim unter derm Landtagsabgeordneten A. Dahm erreichte eine Änderung der Planung, die dann zum Bau der Strecke Remagen-Ahrweiler führte. Noch im gleichen Jahr wurde der Auftrag zur Planung einer weiterführenden Strecke bis nach Adenau vergeben. Die Entscheidung zum Bau der Strecke verzögerte sich dann zunächst, als die Kreisverwaltungen sich weigerten einen Teil der Kosten zu übernehmen bzw. den Grund und Boden für den Bau zur Verfügung zu stellen.

    Schließlich wurde mit dem Neubaugesetz vom 15 Mai 1882 der "Bau der Sekundärbahn Ahrweiler-Altenahr-Adenau als Fortsetzung der von der Köln-Coblentz Strecke abzweigenden Linie Remagen-Ahrweiler, behufs Erschließung des im östlichen Teil der Eifel gelegenen Kreises Adenau, welcher ausgedehnte Forsten, Schwerspatgruben und Bleierzlager besitzt, und zur Belebung der Landwirtschaft, die hier die Haupterwerbsquelle bildet." beschlossen. Nach langwierigen Verhandlungen hatten die Kreise nun nur mehr einen Bruchteil der ursprünglich geforderten Kosten zu tragen. So konnte am 01.12.1886 eine eingleisige Strecke Ahrweiler-Altenahr und am 15.7.1888 Altenahr-Adenau eröffnet werden.

    Abb.: Bau Tunnel
    Abb.: Tunnelbau in Dernau 1914 (Foto: Gückelhorn)


    Planungsarbeiten für die Verbindungsbahn von Dümpelfeld nach Blankenheim wurden dann im November 1889 in Auftrag gegeben. Wegen zu geringer Wirtschaftlichkeit wurden diese Planungen aber zunächst nicht ausgeführt. Mit dem Entwickeln des Schlieffenplans, der im Kriegsfall einen Angriff auf Frankreich durch das neutrale Belgien vorsah, wurden die Planungen 1904 wieder aktiviert. Vom Kriegsministerium wurde -auch zur Entlastung der Moselbahn- eine zweigleisige Bahn von Remagen bis nach St. Vith mit Anschluss an die Vennbahn (Aachen-Lothringen) gefordert. Erste Vermessungsarbeiten begannen 1906, der Baubeginn war im April 1909.

    Während des Baus dieser Strecke kam es am 13. Juni 1910 zu einem furchtbaren Hochwasser an der Ahr, bei dem 52 Menschen ihr Leben ließen. Baulager, Baubaracken und Baumaterial wurde im Raum Antweiler / Schuld weggespült dieses staute sich vor den Behelfsbrücken und Brücken weiter flussabwärts und brachte viele zum Einsturz, so auch die "Weinbau-Brücke" in Dernau. Im Dernauer Auel wird von den Wassermassen die Leiche eines kleinen Kindes angespült. Im ersten Chaos kam es an der Oherahr zu Plünderungen und Soldaten wurden eingesetzt, um bei den Aufräumarbeiten zu helfen. (siehe hierzu auch Kapitel: 8.7 Hochwasser) Die zunächst beauftragte Firma (Bruch Kanalbau AG, Berlin) ging u. a. infolge dieser Katastrophe in Insolvenz. Im Jahr 1912 wurde die Strecke fertig gestellt.

    Abb.: bahnbauwerke
    Abb.: Bauwerke der zweiten Bahnlinie


    Da die Gesamtstrecke zweigleisig sein sollte, waren auch an der Strecke Ahrweiler bis Altenahr etliche Umtrassierungen erforderlich. In Ahrweiler, wo die Bahngleise ursprünglich an der Südseite um die Stadt führten (Ahrtor) war eine Verlegung an die Nordseite erforderlich; der Durchbruch für die Bahn an der Lochmühle, mit den beiden davor und dahinter gelegenen Brücken über die Ahr, wurde aufgegeben und die Strecke umtrassiert. Drei neue Tunnelbauwerke wurden erforderlich; 1913 war dann die Gesamtstrecke Remagen bis St. Vith zweigleisig ausgebaut.

    Wie stark militärische Gesichtspunkte nun im Vordergrund standen, zeigen auch die zeitgleich laufenden Planungen einer so genannten Ruhr-Mosel Entlastungslinie, die 1911 projektiert wurde. Dies Bahn sollte -ebenfalls zweigleisig- von Neuss über Liblar, Rheinbach, Ringen, Ahrweiler bis nach Rech geführt werden und dort in die bestehende Ahrtalbahn eingebunden werden. Im Winter 1913/1914 wurde mit dem Bau begonnen und bis Kriegsende der größte Teil der Trasse fertiggestellt. In Dernau wurde im Juli 1914 mit dem Bau der Unterführungen (Lehmkaul und Irbach) durch die Firma Fix Söhne, Duisburg begonnen. Bei Ausbruch des Krieges wurden die Bahnstrecken insbesondere die Brücken von örtlichen Bahnschutzwachen bewacht. Italienische Bauarbeiter wurden um Pfingsten 1915 für einige Tage interniert und in der Dernauer Schule untergebracht, da man sie für verdächtig hielt.

    Im Sommer 1915 wurden mehrfach russische Kriegsgefangene (40, 60 und 30 Personen) in Dernau einquartiert (Säle Liersch und Birnbach), die teilweise beim Bau des Tunnels Kuxbergtunnels (Marienthal-Ahrweiler) und teilweise bei den Winzern in der landwirtschaftlichen Arbeit eingesetzt wurden. So halfen zum Beispiel auch bei den Bertrams in der Dichjass in Dernau russische Gefangene bei den Arbeiten mit. In 1917 wird davon berichtet, dass 26 polnische Gefangene aus dem Raum Warschau bei der Firma Fix im Einsatz sind. Es wird allgemein berichtet, dass diese Gefangene so wie andere Arbeiter bezahlt und beköstigt wurden und in angemessen guten Unterkünften wohnten. Erneut wurden im Jan. 1918 50 Gefangene, diesmal italienische, im Saal Liersch einquartiert und im Juni noch einmal 150 polnische Gefangene (Saal Birnbach), um beim Bahnbau bei der Firma Fix eingesetzt zu werden. Der Bau der Brücke über das Adenbachtal begann erst 1921. Im Jahr 1922 verbot die Internationale Rheinlandkommission zunächst den Weiterbau, genehmigte dann aber einen eingleisigen Ausbau.

    Die Dernauer Ortschronik berichtet, dass im Februar 1922 mit dem Abbau einer Seilbahn begonnen wurde, die vom Bahnhof Dernau nach Marienthal führte. Diese Seilbahn dürfte im Zusammenhang mit den Bahnbauarbeiten gestanden haben. Die Besetzung des Ruhrgebietes durch Frankreich, der passive Widerstand der Bevölkerung mit dem zeitweiligen Stillstand des Bahnverkehrs und die wirtschaftlichen Probleme der Weimarer Republik führten in der Folge dazu, dass das Projekt nicht zu Ende gebracht wurde. Der Betrieb des Bahnverkehrs auf der Ahrtalstrecke war am 10. August 1923 von der französischen Besatzung übernommen worden. Die Bauwerke entlang der Trasse (Pfeiler der Adenbachbrücke, Tunnelbauwerke in Ahrweiler, Marienthal, Dernau und Rech, massive Bergsicherungen in Dernau) sind zum Teil bis heute erhalten und weithin sichtbar.
    Die Tunnelbauwerke hatten in den folgenden Jahren die unterschiedlichsten Nutzungen, von denen im Nachstehenden berichtet wird:

    Abb.: Bahnhof Marienthal
    Abb.: Bahnhof Marienthal


    Abb.: alte Bahntrasse
    Abb.: alte Bahntrasse an der Lochmühle


    Zunächst wurden in den dreissiger Jahren (bis Sommer 1943) im Ahrweiler Tunnel (von Marienthal unter dem Trotzenberg her nach Ahrweiler; fälschlicherweise wurde in der späteren Diskussion dieser Tunnel als Kuxbergtunnel und der Tunnel von Marienthal nach Dernau, der unter dem Hardtberg herführt, als Trotzenbergtunnel bezeichnet) Champions gezüchtet. Etwa 60 Tonnen Champions sollen im Jahr geerntet worden sein.

    Seit Anfang Oktober 1943 wurde im Wesentlichen der Tunnel Ahrweiler-Marienthal (=Kuxbergtunnel) zu einer Untertagefertigungsstätte (Einzelkomponenten zur V2) umgebaut und hierfür zwischen Okt. 1943 und Febr. 1944 im Hubachtal oberhalb von Marienthal ein Barackendorf mit Lager und Wohnbaracken gebaut. Erste Abschüsse der V2 (die V2 selbst wurde im Harz gebaut) gab es erst im September 1944. Fast zeitgleich -wegen der Bombenangriffe und der nahen Front - wurde mit dem Abbau und dem anschliessenden Abtransport der Einrichtungen aus dem Ahrtal begonnen.

    Seit Ende Juli 44 gab es zusätzlich erste bauliche Aktivitäten von Volkswagen innerhalb des Projektes Rebstock, um dort die V1 ( Stollen 5, 4,und 3, i.e. Herrenbergtunnel, Sonderbergtunnel und der Marienthal/Dernauer Tunnel) zu bauen, da das Volkswagenwerk in der "Stadt des KdF-Wagens" (heute Wolfsburg) starken Bombenangriffen ausgesetzt war. Eine andere Untertage-Produktionsstätte von Volkswagen in Lothringen war wegen der näher rückenden Front, ebenfalls nicht mehr sicher. Es waren absolut unrealistische Montagezahlen geplant (bis zu 5000 Stück V1 im Monat). Bereits im Juli 44 musste man einsehen, dass riesige Probleme in der Beschaffung von Facharbeitern (angedacht war evtl. 500 Militärinternierte durch "Reichsausgleich" zu organisieren) und an Unterbringungsmöglichkeiten bestanden.

    Nun dachte man daran weitere Baracken zu bauen: oberhalb von Marienthal, ein provisorische Zeltlager in Ahrbrück, eine Überdachung der Klosterruine in Marienthal, Einquartierung von Arbeitskräften in der Weinbaudomäne und zusätzliche Baracken (zu den drei halbfertigen) auf dem Bahndamm zwischen Dernau und Rech, sobald man aus Berlin das endgültige OK zum Bau erhalten würde. Hatte man gehofft schon im Aug. 1944 in Produktion gehen zu können, musste man dann feststellen, dass die vorbereitenden Arbeiten zumindest bis in den Okt. 1944 dauern würden. Am 16. Aug. kam aus Berlin die Anweisung, dass VW dieses erhoffte O, für die Produktion in Dernau nicht erhalten würde, sondern das Projekt an die SS-geführte Mittelwerk GmbH abgeben sollte. Damit hatte VW (V1=Luftwaffe) sich gegenüber der V2-Produktion "Rebstock Gollnow" (V2=Heer) nicht durchsetzen können VW sollte lediglich beim Aufbau und der Inbetriebnahme helfen. So kam es, dass ca. 300 holländische Zwangsarbeiter, die meist unter der Firma Fix aus Dernau/Neuenahr seit Mitte Aug. 44 arbeiteten (Gleisverlegung-Normalspur zwischen Rech und Dernau) und in Ahrbrück im Lager waren, bereits am 21. Sept. 44 in Richtung Kassel weiterfuhren.

    300 VW Fach-Zwangsarbeiter (meist Mechaniker; Juden aus dem ungarisch-rumänischen Grenzgebiet; sie sprachen rumänisch, was manche Autoren spekulieren liess, es habe sich um Italiener gehandelt), die ursprünglich in Auschwitz ausgewählt worden waren, dann in der KdF-Stadt und in Lothringen (Tiercelet) gearbeitet hatten, und danach drei Wochen in Dernau auf ihre Maschinen aus Tiercelet warteten, am 27. Sept. 44 unverrichteter Dinge nach Mittebau-Dora abreisten. Zuvor waren sie, getrennt von den holländischen Gefangenen, die nicht von der SS, sondern von der Wehrmacht bewacht wurden, in zwei der drei neuen Baracken auf dem Bahndamm in Dernau untergebracht worden. Vom Volkswagenwerk ist das Schicksal dieser 300er-Häftlingsgruppe ausführlich untersucht worden. Es gibt keinerlei Zweifel, dass alle Häftlinge, obwohl sie einen hohen Krankenstand hatten, als sie am 2. Sept. 44 in Dernau ankamen, aus dem Ahrtal weiter nach Mittelbau-Dora fuhren. Dort wurde die 300er Gruppe getrennt und unterstand nicht mehr VW, sondern der SS.

    Bereits seit den schweren Bombenangriffen auf Dernau ab 8. Okt. 1944 wurden der Stollen 3 (i.e. der sogenannte Trotzenbergtunnel/Marienthaler Tunnel), Stollen 4 (= der Sonderbergtunnel) und die Bahndammunterführung zum ehemaligen Barackenlager Dernau (Gemarkung : "Op de Helt") als Luftschutzbunker für die Bevölkerung benutzt. Manche der Bewohner von Marienthal verliessen den Bunker ("Trotzenbergtunnel") seit Sonntag 8. Okt. 44 über fünf Monate nicht mehr bis die amerikanischen Truppen am 7. März 1945 das Ahrtal erreichten.

    In der Ortschronik der Gemeinde Dernau heißt es bereits für das Jahr1943.

    " Seit Anfang Oktober wird in den hiesigen Tunnels in Tag- und Nachtarbeit ein kriegswichtiges Bauvorhaben ausgeführt. Viele Hundert einheimische Arbeitskräfte und italienische Gefangene (Badaglio) werden eingesetzt. Für die Unterbringung der Arbeiter sind u.a. die Säle der beiden Winzervereine beschlagnahmt worden.
    Die Gefangenen sind in Ahrbrück untergebracht. In der Schule musste ein Schulraum zur Errichtung einer Revierstube hergegeben werde."

    Im Berichts des Dechants Baptist Lehnen, Dekanat Ahrweiler an den Bischof in Trier im Jahre 1946 heißt es dazu über den Zeitraum von Okt. 1943 bis Dez. 1944::
    "... Dernau wurde im Oktober 1943 auch unmittelbar in die große Kriegsmaschinerie hineingezogen. In den großen Tunnels zwischen Marienthal und Ahrweiler und zwischen Dernau und Marienthal wurde der Rüstungsbetrieb "Rebstock" eingerichtet, in dem Teile der deutschen Geheimwaffen hergestellt wurden. An tausend Arbeiter aus der näheren und weiteren Umgebung, Luxemburger, ital. Kriegsgefangene, russische Gefangene und freiwillige Ostarbeiter, politische Gefangene, insbesondere Holländer und Lagerinsassen aus dem Konzentrationslager aus Buchenwald waren in monatelanger Arbeit damit beschäftigt die Tunnels für den Rüstungsbetrieb herzurichten und Arbeiterwohnungen in einem ganz neu erbauten Barackendorf in dem Wiesental oberhalb Marienthal herzustellen...."

    Ende August 1944 wird die Ankunft von 30 KZ-Häftlingen aus Buchenwald an der Bahnhaltestelle in Marienthal erwähnt, die zu den bestehenden ca. 12 Baracken drei weitere bauten bzw. umbauten. Diese drei Baracken wurden als Unterkünfte für ca. 200 KZ-Häftlinge aus Buchenwald genutzt. Als Aussenkommando des KZ Buchenwald bei Marienthal/Grafschaft waren diese drei Baracken mit seinen Häftlingen weiterhin dem KZ-Buchenwald unterstellt und wurden von SS-Soldaten aus Buchenwald bewacht. Von der Leitung der Gedenkstätte Buchenwald, Dr. Harry Stein, wurde mitgeteilt, dass alle Buchenwald Häftlinge -bis auf zwei- aus dem Ahrtal zurück gekommen seien. Einer dieser beiden habe offensichtlich fliehen können (auch nach französischen Quellen),der andere sei vom Ahrtal nach Koblenz gebracht worden. Dort in Koblenz verliere sich seine Spur. Es werde vermutet, dass er dort zu Tode gekommen sei, sicher sei es nicht.

    Die geheimen Fertigungsarbeiten fanden im bewachten und verschlossenen Kuxbergtunnel statt, die anderen Tunnel (die nicht verschlossen waren) wurden zunächst im Wesentlichen für Lagerzwecke, später auch für Büros und Luftschutzbaracken genutzt. Deckname für diese geheimen Aktivitäten war das Wort "Rebstock", in Anlehnung an die über den Tunnel gelegenen Weinbergen. Bei den Berichten zu diesen Vorgängen muss man unterscheiden zwischen den Aktivitäten von "Rebstock-Gollnow" und "Rebstock-Stephan (VW-Werk)". Unter der Regie der Firma Gollnow liefen die V2 Aktivitäten, unter der Regie des Volkswagenwerkes ("Rebstock-Stephan"), die geplanten Aktivitäten zur Montage und Endmontage der Fliegerbombe V1 in den Tunnel "Trotzenberg" (Tunnel 3), Sonderberg (Tunnel 4) und Herrenberg (Tunnel 5). Wie schon berichtet, wurde der Umfang dieser Arbeiten zunächst stark reduziert (von 5000 Stck. auf 1000 Stck./Mon.)und dann am 16. Aug. 44 dem Volkswagenwerk ganz entzogen. Damit waren die ca. sechswöchigen vorbereitenden Arbeiten für Volkswagen umsonst gewesen und das Unternehmen schied im Sept. 44 aus dem Projekt V1 aus.

    Abb.: Baracken
    Abb.: drei Baracken in Dernau Herbst 1944 (Mitte links)


    Es ist bei den Ortsangaben gerade für Ortsfremde nicht immer eindeutig nachzuvollziehen, um welchen Tunnel (Trotzenberg oder Kuxberg) bzw. Außenlager (Marienthal oder Dernau) es sich genau handelt. Wie wir schon gehört haben, wurde später der Tunnel, der unter dem Trotzenberg herläuft, als Kuxbergtunnel bezeichnet und der Tunnel unter dem Hardtberg als Trotzenbergtunnel. So kommt es in den Büchern mancher Autoren bis heute zu topografischen Verwechslungen, da ihnen dieser Sachverhalt offensichtlich nicht klar ist.

    Die Aussagen mancher Buchenwald-Häftlinge aus dem Hubachtal bei Marienthal spekulieren im Okt. 44, über das Schicksal von ca. 300 holländische Juden, die in Dernau ("auf der anderen Seite des Berges") plötzlich verschwunden seinen, vernichtet und in den Wäldern verscharrt bzw. in Gruben in Nähe der Baracken in Dernau verbuddelt worden sein sollen. Verstärkt wurde diese Mutmassung durch die Aussage eines damaligen Dernauer Jugendlichen, der von ca. ein Meter tiefen Zick-Zack-Gräben bei den Dernauer Baracken sprach, in denen KZ-Häftlinge gearbeitet/gestanden hätten.


    "Zick-Zack"-Fundamente für den Wachturm in Dernau; 1986, Staatsanwaltliche Akten Koblenz

    Diese Vermutungen konnten alle als unbegründet und falsch geklärt werden. Siehe hierzu die Dokumente am Ende dieser Seite. das nachstehende Bild aus den Staatsanwaltlichen Akten zeigt wohl das Ziel/Produkt für diese Zick-Zack Ausschachtungen. Es handelt sich um die Eckfundamente des Wachturms, der gebaut werden musste, als in Dernau überraschend 300 ung. Juden (ehemalige KZ-Häftlinge aus Auschwitz) ankamen, die auf ihrem Weg in den Harz hier ca. drei Wochen ohne rechte Arbeit warten mussten.


    Die ca. 300 Holländer aus Ahrbrück, die ca. 4 Wochen mit der Bahn täglich nach Dernau zur Arbeit kamen, waren keine Juden und waren am 21. Sept. 1944 alle Richtung Kassel gefahren, da das VW Projekt nicht umgesetzt wurde. Ebenso verhielt es sich mit den oben erwähnten exakt 300 jüdischen Facharbeitern von VW, die am 2. Sept.1944 in neue Baracken in Dernau einzogen, dann drei Wochen auf die Maschinen warteten. Als diese nicht kamen, bauten sie Küche, Kühlschrank und die gesamte Einrichtung der Baracken ab und fuhren am 27. Sept. 1944 (alle 300 Arbeiter) Richtung Mittelbau-Dora im Harz. Die leeren drei Baracken liessen sie auf dem Bahndamm zurück.

    Auch die Häftlinge im Hubachtal begannen dann im Kuxbergtunnel und im Tal bei Marienthal mit dem Abbau der Anlagen. Infolge der verstärkten Luftangriffe im Oktober und November 1944, konnte der Abbau und Abtransport nur nachts geschehen und verzögerte sich bis Ende Nov./Anfang Dez. 44. Am 13. Dez. 1944 verliessen die letzten 99 Häftlinge die Tunnel und Lager im Ahrtal.

    Auch nachstehendes Buch berichtet ein wenig zu diesem Thema (Forschungsstand 2013/2014). Das Buch

    Matthias Bertram, Ahrweiler

    ... in einem anderen Lande.
    Geschichte, Leben und Lebenswege von Juden im Rheinland.

    A5, 412 Seiten, ca. 300 Abbildungen und Tabellen, Paperback
    (ISBN: 978-3-95631-333-2)


    wurde bei www.Shaker-Media.de im Jahr 2015 veröffentlicht.

    Sehen Sie hier eine LESEPROBE zum Buch: Geschichte, Leben und Lebenswege von Juden im Rheinland (Ahrkreis, Rhein-Siegkreis, Trier, Euskirchen, Köln/Bonn, etc.)

    Die Dorfchronik Dernau berichtet aus diesen Tagen:

    "Die feindlichen Flieger machten am 7. Okt. 1944 einen Angriff auf die Bahn. Am Bahnhof Marienthal wurde ein Volltreffer auf das Gleis gesetzt. Die Ahrstrecke zwischen Walporzheim und Dernau wurde schwer mit Bomben belegt. ... Mittlerweile hat das "Werk Rebstock" einen Teil des Tunnels als Luftschutzraum freigegeben, damit sich die Leute auf beide Luftschutzräume verteilen können. (Bemerkung: Ein anderen Luftschutzkeller war im Weinbauverein Dernau). ... Nach dem 14. Oktober 1944 konnte die Schule nicht beginnen, da größere Einquartierung kam, wurden alle Schulsäle belegt (SS)."

    Am 10. Okt. 1944 war der alte Krausbergturm von Pionieren gesprengt worden, weil man annahm, er diene den feindlichen Fliegern als Orientierung.

    "Anfang 1945 mehren sich die Angriffe der feindlichen Flieger von Tag zu Tag. Die Menschen finden Schutz im Keller des Weinbauvereins (400 Personen), der für alle Bewohner nicht ausreicht. Die Militärbehörde gab den Stollen 3 (Trotzenbergtunnel) frei. Es entsteht Bude an Bude. Die Leute bringen Möbel, Betten, usw. in die Buden, richten sich wohnlich ein und halten sich Tag und Nacht im Tunnel auf. Es ist klar, dass bei diesem engen Zusammenleben Krankheiten auftreten. Die Todesfälle häufen sich. Bis 1. März 45 gab es mehr Todesfälle als sonst im ganzen Jahr. Am 7. März 1945 abends 6 Uhr wurde Dernau von den Amerikanern eingenommen. Einige Soldaten leisteten Widerstand, was den Leuten im Dorf sehr unangenehm war, weil der Widerstand reiner Unsinn war. Er hatte nur zur Folge, dass einige Häuser durch Artillerie schwer beschädigt und einige Kinder verwundet wurden. ... Vielleicht brach in Dernau infolge des Tunnellebens Typhus aus. (Mai 1945)"

    (Anmerkung: Tatsächlich war Typhus schon vor dem März 44 ausgebrochen, aber zunächst nicht gemeldet worden. Bereits im Nov./Dez.44 war ein Luxemburgischer Arbeiter verstorben und wurde am Tunneleingang des Marienthaler Tunnels in Dernau (Gemarkung: In der Irberich) in Decken gehüllt abgelegt. Angeblich sollte er von dort nach Luxemburg zurückgebracht werden. ). In den ersten beiden Monaten des Jahres 1945 starben infolge des Tunnellebens in Dernau (Quelle: Bericht Dechant Baptist Lehnen) so viele Menschen wie sonst in einem ganzen Jahr. Im Febr. äusserte sich Dr. Habighorst aus Ahrweiler, der die Menschen medizinisch betreute gegenüber der Dernauer Hebamme, Frau Maria Heimermann so: Wenn die Amerikaner nicht spätestens in zwei Wochen hier sind; wird Dernau aussterben)

    Bis zum 10. Mai sind weitere fünf Personen an Typhus gestorben. Laut Verordnung muss alles Wasser abgekocht werden. Infolge der Typhusgefahr ist keine Besatzung mehr im Dorf."

    Auch im Juni kommt es zu weiteren Sterbefällen infolge von Typhus. Bereits im März 45, als zunächst russische Gefangene für kurze Zeit in der Dernauer Schule einquartiert wurden, brach auch dort Fleckentypus aus (Quelle: Gemeindechronik) Das Schulgebäude wurde daraufhin für 40 Tage gesperrt. Unter den frühen Todesopfern war auch meine Großmutter Elisabeth Kreuzberg (gest. an Karfreitag, den 30.03.1945 im Alter von 53 Jahren), die ebenfalls im Trotzenbergtunnel (seit dem 26. Dez. 1944, Baracke Nr. 151) den Krieg mit den meisten ihrer Kindern überlebt hatte, um dann doch noch an den Folgen des Typhus zu sterben. Während die Grossmutter mit den Kindern Anna, Maria, Elisabeth, Rosa, Käthe und Heinz sich meist im Tunnel aufhielt, blieb der Grossvater im Gebäude in der Teichgasse, meine Mutter Gertrud war zu der Zeit im Pfarrhaus in Dernau tätig und der Sohn Paul als Soldat an der Front. In diesem Tunnel (Trotzenberg) waren in unterschiedlichen Abschnitten untergebracht: Die Kinder des Kindergartens, Bewohner von Dernau, die Häftlinge und Gefangene (bis Anfang Dezember 1944), die Bewohner von Marienthal (seit dem 8. Okt. 1944) und Wachmannschaften/Verwaltungspersonal am Tunneleingang Hubachtal. Die meisten Bewohner von Dernau -so auch meine Grossmutter- zogen allerdings erst um Weihnachten 1944 in den Trotzenberg, nachdem alle Mitarbeiter und Häftlinge der Lagers "Rebstock-Gollnow" endgültig in den Harz abgezogen waren.

    Die Zustände im Tunnel waren allerdings alles andere als "wohnlich" wie es in der Ortschronik heißt. Es waren Bretterbuden, die notdürftig für einen einigermassen privaten Bereich sorgten. Die Buden waren überbelegt. Wasser rann von den Wänden, es war nass, es war kalt. Strom kam nur unregelmässig von einem Generator, der am Eingang auf der Marienthaler Seite stand. Wasser konnte auf einem Herd am Dernauer Eingang gekocht werden. Feuerstellen im Tunnel waren verboten, obwohl dies nicht von allen eingehalten wurde. Sanitäre Einrichtungen gab es nicht. Notdurft wurde auf einem Eimer gemacht, der vor dem Bunkereingang zu entleeren war. Es war eine Kapelle im Trotzenbergtunnel eingerichtet, Sterbende wurden kirchlich betreut und "versehen". An den Tunnelgottesdiensten nahmen auch Gefangene teil, die noch bei Privatleuten in der Landwirtschaft und im Weinbau eingesetzt waren.

    Neben dem Trotzenbergtunnel wurden von den Dernauer Bewohnern (bereits seit Okt. 1944) auch der Sonderbergtunnel und die Unterführungstunnel, die zwischen Dernau und Rech unter dem Bahndamm hindurchführten als Luftschutzraum aufgesucht. Allerdings wurden in diesen Tunnel keine festen Buden errichtet. Ich kann mich noch erinnern, dass wir als Kinder in diesen Unterführungen gespielt haben. So war die Unterführung bei der Gemarkung "In de Kuul" am Eingang mit versetzten Betonwänden gesichert (Schutz vor Splittern und Druckwellen). Im Tunnelboden fanden wir als Kinder beim Buddeln des Öfteren grössere Kohlebrocken, die offensichtlich damals von den Schutzsuchenden dort vergraben worden waren.

    Nach Ende des Krieges wurden die Materialien der Baracken in Marienthal (Bimsfertigteile, Türen, etc.) von den Bewohnern Dernaus und Marienthal abgebaut, um diese beim Wiederaufbau bzw. der Reparatur ihrer Häuser einzusetzen. So auch für das beim Einrücken der Amerikaner in Brand geschossene Nebengebäude meines elterlichen Hauses in der Teichgasse. Die Reste der drei Holzbaracken auf dem Dernauer Bahndamm, die die ungarischen Juden dort leer zurückgelassen hatten, wurden am Heiligabend 1944 von Dernauer Männern (Zeitzeuge ME aus Dernau) abgebaut und das Material für private Zwecke verwendet.

    Zu den Ereignissen im Zusammenhang mit dem "Lager Rebstock" kam es in den achtziger Jahren zu einem ersten reißerisch aufgemachten, hochspekulativen und schlecht recherchierten Buch mit dem Titel "Vom Bunker der Bundesregierung", in dem der Autor Michael Preute (der spätere Autor der "Eifelkrimis") die Behauptung aufstellte, dass in Dernau ein KZ (wohl mit Vergasungsanlagen) bestanden hätte, welches einem Vorläufer KZ Marienthal nachgefolgt sei . Auf dem Boden dieser KZ's sei der Bunker der Bundesregierung aufgebaut worden. Besser recherchiert, aber auch mit einem reißerisch, verkaufsfördernden, aber irreführenden und falschen Titel ("Wunderwaffen im KZ Rebstock") wurde dieses Thema im Jahr 2000 von Autor Uli Jungbluth aufgearbeitet.

    Noch nach 2012 kam und kommt es mehrfach zu reisserischen Veröffentlichung in der lokalen Presse und auch in einem offiziellen Merkblatt des Landes Rheinland Pfalz (Blätter zum Land, Nr. 70; Anmerkung: zum Zwecke der Unterrichtung von Lehrern und Schülern wurde und wird es 10.000-fach in den Schulen des Landes verteilt und Gymnasial-Lehrern der Inhalt dieses Merkblattes in Fortbildungsseminaren vermittelt) wird von dem "KZ im Ahrtal" berichtet; so werden vielfach falschen Behauptungen teilweise immer wieder wiederholt und erhalten so sogar einen offiziellen regierungsamtlichen Stempel, auf den sich diejenigen berufen, die das gelesen haben. Es wird fälschlicherweise von einem KZ im Ahrtal, von Massengräbern, Erschiessungsplätzen, Galgen über den Bergen von Marienthal und Dernau und Todesmärschen der Zwangsarbeiter aus den Lagern berichtet. Auch über die Unterkünfte und die Zahl der Zwangsarbeiter in der Zeit der Baus der Lager und bei der Fertigung in den Tunnel wurde und wird seitdem manches verdreht und bewusst oder unbewusst falsch berichtet. Die tatsächlichen Zahlen zu Baubeginn, zur Bestandzeit und Arbeitern wurden massiv verfälscht, aus welchen Gründen auch immer.

    So wird aus einem etwa einjährigen Arbeitslager, in dem im Sept. 44 für drei Wochen 300 ungarische Juden von VW auf Arbeit warteten ein KZ Ahrtal (Dernau bei Preute) gemacht (richtig ist: diese drei Baracken in Dernau kann man für diese drei Wochen wohl als KZ-Aussenlager (ehemalige Häftlinge aus Auschwitz) bezeichnen, da die Baracken in dieser Zeit von SS-Leuten bewacht wurden und die Baracken wohl mit Stacheldraht umgeben waren.

    Ähnlich verhält es sich im Hubachtal auf dem Gelände der Gemeinde Grafschaft: Dort wurden in einem seit Okt. 1943 bestehenden Arbeitslager, im Aug. 44, neben den ca. 10 bis 12 bestehenden Lagerunterkünften drei Baracken umgebaut/neugebaut; zu einem separaten Teillager innerhalb des bestehenden Lagers "Rebstock", wie es den Vorschriften der Verwaltung für KZ-Aussenlager entsprach (Wachturm, Stacheldraht und Bewachung durch die SS) und erforderlich machte. Es ist unbestritten, dass dieses Teillager der drei Baracken, - für die das KZ-Buchenwald weiterhin die Verantwortung trug-, ein KZ-Aussenlager von Buchenwald war (Aussage Kustos Dr. Harry Stein, Gedenkstätte Buchenwald, siehe Dokumnet unten) . Es bestand von Ende Aug. 44 bis Nov. 1944. Von November 1944 bis zum 13. Dez. 1944 waren die Buchenwalder Häftlinge aus dem Hubachtal im "Trotzenbergtunnel" in unmittelbarer Nachbarschaft zur Marienthaler Bevölkerung, die dort schon seit Anf. Okt. 1944 in Baracken hauste, untergebracht. Grund war, dass die Häftlinge in diesem Lager (und natürlich auch die SS-Wachen) immer stärker den Bombenangriffen und Beschüssen der Alliierten ausgesetzt waren.

    Ohne besseres Wissen sollte man -meiner Meinung nach-, das was an schlimmen, menschenverachtenden Verbrechen in vielen Hunderten von Arbeitslagern und Fabriken mit Häftlingen geschehen ist, nicht ausnahmslos gleichsetzen mit der systematischen Tötung, Vergasung, Verbrennung Tausender und Abertausender von Menschen in KZ's wie Auschwitz, Buchenwald, Bergen-Belsen und anderen. Dadurch wird das Wort KZ und das, was man im Inland und Ausland seit dem Holocaust damit verbindet, zu stark verallgemeinert. Es ist vielfach überliefert, auch aus dem Bereich "Rebstock", dass Häftlinge sich aus den eigentlichen KZ-Hauptlager für die Tätigkeit in Außenstellen und Fabriken gemeldet haben, in der vagen, allerdings vielfach auch trügerischen Hoffnung, ihre Lebenschancen durch den Einsatz dort zu verbessern. In vielen Fällen war das Wachpersonal in den Außenlager das gleiche wie im Hauptlager. Trotzdem haben die meisten, die in den Außenlager krank wurden, alles getan, um nur nicht in das Hauptlager zurückgebracht zu werden, weil dies wahrscheinlich den sicheren Tod bedeutet hätte.

    Abb.: Unterführung
    Abb.: ehem. Unterführung am Sonderbergtunnel ca. 1981


    Doch zurück zu den Tunnelbauwerken:

    Mit Ende des Krieges wurden die beiden Haupttunnel unbrauchbar gemacht und an den Eingangsportalen und an verschiedenen Stellen im Innern gesprengt.
    Jedoch bereits von 1959 bis 1965 (Kuxbergtunnel) und 1965 bis 1972 (Trotzenbergtunnel) wurden die Tunnelbauwerke wieder hergerichtet und ausgebaut, um im Falle eines Krieges als "Ausweichsitz der Verfassungsorgane der Bundesrepublik Deutschland" zu dienen. Mit dem Umzug der Bundesregierung von Bonn nach Berlin wurde im Jahre 1997 beschlossen, das Bunkersystem aufzugeben, teilweise zurückzubauen und zu verschließen. In diesem Zusammenhang entstand dann in Ahrweiler, die Dokumentationsstätte Regierungsbunker, die seit der Eröffnung hunderttausende Besucher des Ahrtals besichtigten. So auch viele Nachkommen jüdischer Dernauer und Ahrweiler Bürger, die aus Israel, Argentinien, Australien, England, USA, Kanada und Holland kommen, um zu sehen, wie es im Land ihrer Väter heute aussieht.

    Abb.: Bau Tunnel
    Abb.: Bergsicherung in Dernau 2006



    Wie auf der Startseite dieser Homepage angekündigt, sollen nachstehend die Punkte aufgelistet werden, die im Faktencheck "Rebstock" am 11.Jan. 2018 , aus welchen Gründen auch immer, nicht geklärt werden konnten, da die medienwirksam angekündigten "gerichtsverwertbaren" Primärquellen zu den angezweifelten Behauptungen nicht vorgelegt wurden. Es wird nachstehend lediglich auf sieben der angezweifelten Behauptungen, die in der Synagoge zur Sprache kamen, eingegangen. Es werden die Quellen dazu online gestellt, die das Gegenteil der verbreiteten Behauptungen belegen werden/dürften.

    So soll dazu beigetragen werden, allen Opfern und Verfolgten des Naziregimes im Zusammenhang mit den "Rebstockaktivitäten im Ahrtal" würdig und angemessen zu gedenken. Ein Gedenken an Opfer bedarf nicht einer marktschreierischen Verzerrung der Fakten, Zahlen und Zeiten. Mit einer solchen falschen Darstellung werden zunächst die Förderer, die Sponsoren und Mitarbeiter der Initiativgruppen getäuscht, die nicht die Zeit hatten, sich tiefer mit den Behauptungen auseinanderzusetzen. Dass den vielen Besuchern des Ahrtals an gedenkwürdigen Orten wie bei Marienthal, Ahrweiler und Dernau oder in der ehemaligen Synagoge Ahrweiler solche falsche Fakten vorgelegt werden, ist dieser Stätten unwürdig.

    Es wurde sehr begrüsst, dass bereits kurz nach dem ersten Leserbrief (Sept. 2017) im Nov. 2017 schnell ein neuer Flyer herausgegeben wurde (Erinnerungsstätte Lager Rebstock") gedruckt wurde, der die Behauptungen zu KZ, zu Todesmärschen,zu unauffälligen Tötung und Erhängung von Kranken an Galgen, zu Erschiessungskommandos und Leichengruben nicht mehr enthält. Welchen Eindruck hinterlässt es, einen solchen Flyer neben den Tafeln auszulegen, die diese falschen Behauptungen enthalten? Dass dann mit ebendiesem neuen Flyer erneut andere falsche Fakten, Zahlen und Zeiten veröffentlicht werden und die Bestandsdauer des Projekte Rebstock gleich noch einmal um 50% verlängert wird und von weiteren hunderten von Arbeitern die Rede ist, die selbst bisher nicht erwähnt wurde, verwundert zutiefst und lässt an einer seriösen Arbeit zweifeln.

    Dieser ganze neue Flyer beschäftigt sich nicht mit den Fakten zum Lager, sondern versucht über drei Seiten detailliert eine fiktive Zahl von immer wieder behaupteten "1500 Sklavenarbeiter" zu verteidigen. Dies ist unwürdig und zeigte eine unangemessene Verbissenheit bei einem so sensiblen Thema.

    Die Bürger und Besucher des Ahrtals, die Sponsoren, die Leiter von Kommunen und Kreis, vor allem aber die Landeszentrale für politische Bildung RLP, erhalten nachstehend die Möglichkeit sich anhand einer Vielzahl von Quellen ernsthaft mit dem Thema zu beschäftigen und sich ein eigenes Bild zu machen:


    Behauptung 1:
    Das Projekt Rebstock startete mit 500 Arbeitern im Frühjahr 1943 (in Flyer Gedenkstätte Marienthal vom Nov. 2017) bzw. Frühsommer 1943 (auf Tafeln bei Marienthal)
    . Im Herbst 43 (Tafel Marienthal) sollen dann 500 ital. Militärinternierte und 120 SS-Frontarbeiter, und noch einmal weitere Hunderte von Zivilarbeitern dazugekommen sein. (in Flyer Gedenkstätte Marienthal vom Nov. 2017) (Anmerkung Bertram: Also in der Summe ab Nov. 1943 ca. 1400 bis 1500 Arbeiter.)

    Neuer Flyer vom Nov. 2017 zu Erinnerungsstätte Lager Rebstock )

    Gegenbehauptung 1:
    Das Projekt Rebstock startete im Oktober 1943 mit langsamem Aufbau der Arbeiterzahlen (Zivilisten und ital. Militärinternierte). Am 17. Dez. 1943 legte die verantwortliche örtliche Bauleitung in der Baubesprechung eine genaue Liste des aktuellen Personalbestandes (473 Personen) vor und meldet eine Bedarf von 207 zusätzliche Mitarbeiter an, um die Zeitvorgaben für Bau und Fertigung erfüllen zu können. Belege hierzu:

    Dernauer Dorfchronik zu Baubeginn und Arbeiterzahlen im Winter 43)

    Bericht Dechant Lehnen zu Baubeginn und Arbeiterzahlen 1943/44 in 1946 an den Bischof)

    Bericht Elektriker Bleisteiner zu Baubeginn, Bauende und Arbeiterzahlen )

    Personalbestand und Bedarfsplanung der Bauleitung Rebstock. Dez. 1943 )

    Behauptung 2:
    Situation der ungarischen Juden in den Baracken in Dernau
    Es wird behauptet, dass zusammen mit den 300 ungarischen Juden, die für das Volkswagenwerk arbeiteten und vom 2. Sept. 44 bis zum 27. Sept. 44 in Dernau auf ihre Maschinen aus Lothringen (Tiercelet) warteten, weitere 500 ital. Militärinternierte und 367 Holländer in den drei Baracken untergebracht waren. (Anmerkung Bertram: In der Summe also 1167 Personen)

    Gegenbehauptung 2:
    Von der Volkswagenstiftung ist das Leben der 300 Häftlinge intensiv erforscht worden. Diverse Gespräche mit einigen dieser Häftlinge sind dokumentiert. Die Aussagen lassen kaum Zweifel: Die 300 ungarisch-rumänischen Juden aus Tiercelet, kamen in einem recht schlechten gesundheitlichen Zustand am 2.9.44 in Dernau an und zogen in zwei neu errichtete Baracken ein, waren aber getrennt von anderen Gefangenen. Das Lager bestand aus drei Baracken, eine davon war eine Küchen-/Aufenthaltsbaracke mit einem grossen Kühlschrank. Das Lager war ursprünglich nicht für ehemalige KZ-Häftlinge gebaut worden. Als diese Häftlinge aus Tiercelet wegen der anrückenden Front fliehen mussten und überraschend in Dernau auftauchten, wurden die Baracken gemäß der Vorschriften für Häftlingslager mit Stacheldraht umzäunt und mit einem Wachturm versehen. Da die Häftlinge in Dernau keine richtige Arbeit hatten, bauten sie vom 22.Sept. bis 26. Sept. 44 die Einrichtungen in den Baracken ab (incl. Küche, Kühlschrank, etc.) , und fuhren alle 300 am 27. Sept. 1944 mit dem Zug weiter in den Harz (Mittelbau-Dora). Nach ihren eigenen Aussagen liessen sie die leeren, ausgeräumten Baracken auf dem Bahndamm zurück. Kurz später stellte die amerikanische Aufklärung bereits fest, dass die Baracken zum Teil abgebaut seien. Bereits ab Anf. Okt. 44 wurde von den in der Nähe wohnenden Dernauer Bürger, der Zugang zum Lager (Bahndammunterführung "Op de Helt") und der Sonderbergtunnel als Luftschutzbunker genutzt.

    Die in Dernau befindlichen Baracken waren mit den 300 Personen schon sehr eng belegt. Üblicherweise wurden diese Baracken für 80 manchmal 100 Personen genutzt. Wie kann man spekulieren, dass in diesen zwei Mannschaftsbaracken 1167 Personen untergebracht waren, wo selbst diejenigen, die dort gelebt haben, das Gegenteil behaupten? Die hier für den Sommer 44 behaupteten 500 ital. Militärinternierten, waren zu dieser Zeit niemals in Dernau, wie aus den Dokumenten der Volkswagenstiftung deutlich hervorgeht. Es handelt sich hier nicht um die italienischen Militärinternierten, die von Okt. 43 bis Febr.44 zusammen mit der Firma Fix (Verwaltung in Neuenahr/Bauhof in Dernau) das Barackenlager im Hubachtal aufbaute.

    Bei den hier in den VW-Dokumenten angedachten Arbeitern u.a. 500 Militärinternierte handelt es sich um eine Planzahl für den Fall, dass VW mit dem Aufbau der V1 Produktion beauftragt würde. VW wurde am 16. Aug. 1944 endgültig mitgeteilt, dass es dieses Projekt nicht in Dernau umsetzen dürfe. Diese behaupteten 500 ital. Militärinternierte des Sommers 44 sind also nie im Ahrtal gewesen. Damit kann sich ihre Spur auch nicht in Marienthal und Dernau verlieren. Sie wurden weder verheizt, noch unauffällig getötet oder aufgehängt. Sie waren einfach nie da! (siehe nachstehend Berichte von zwei der ungarischen Juden und eine Abschrift aus dem Volkswagenwerk zu den angeblichen 500 italienischen Militärinternierten vom Sommer 44. Übrigens wird in der VW Dokumentation dazu nie vom geplanten Einsatz von Italienern gesprochen. Seit dem Besuch von Mussolini bei Hitler (Ende Juli 44) wurden die ehemaligen italienischen Militärinternierten in den Zivilstatus überführt. (Aber das wäre ein eigenes Thema)

    Häftlinge Schön und Stein berichten von ihren drei Wochen im Lager Dernau)

    VW-Planungen für den Fall, dass VW mit dem Bau der V1 in Dernau beauftragt würde)

    Behauptung 3:
    italienische Militärinternierte; Einsatzdauer und Anzahl, verlorene Spuren.
    Es wird in Marienthal und in den Medien behauptet, dass 500 italienische Militärinternierte (neben 120 SS-Frontarbeitern) von Sept. 43 bis Sept. 44 erst in Ahrbrück im Lager, dann in Dernau im Lager gewesen wären, bevor sich ihre Spuren in Dernau und Marienthal verlieren würden.

    Gegenbehauptung 3:
    Richtig ist, dass ab Oktober 1943 eine große Zahl ital. Militärinternierter (IMI oder Badoglio genannt)in Ahrbrück im Lager war. In Dokumenten und von unmittelbaren Zeitzeugen wird von 100, bis zu 400 und pauschal von 500 gesprochen. Diese Gefangenen wurden immer dort eingesetzt, wo Gruppen von Hilfsarbeitern am Dringensten gebraucht wurden. Einen Eindruck hiervon gibt auch das Protokoll der Baubesprechung Rebstock vom 17. Dez. 1943. Ganze Gruppen wurden kurzfristig von einem Projekt zum anderen versetzt. Dies wurde im Einzelnen nie genau mit Transportlisten belegt. Frau Dr. Hammermann, Kustodin der Gedenkstätte Dachau hat sich jahrelang intensiv mit diesem Thema beschäftigt und über das Schicksal über einhundert dieser Menschen (Interviews) festgehalten. Zu einem Aufenthalt von ital. Militärinternierten in Ahrbrück und Dernau / Marienthal hat sie keinerlei Informationen. Die zuverlässigsten Angaben kommen so von einem Zeitzeugen, der in Ahrbrück direkt neben der Baracke der Italiener wohnte. Auch die Zeitzeugen ME und KW aus Marienthal und Dernau berichten darüber.

    Er führt aus: Wir hatten in Ahrbrück vier Baracken, die jeweils für die Aufnahme von bis zu 100 Gefangenen reichten. Neben Italienern, waren in diesen Baracken auch Russen und später Holländer. Eingesetzt wurden sie bei verschiedenen Projekten, bei den Tunnels in Dernau, bei der Reparatur von Strassen, Brücken und Gleisen und auch bei Arbeiten auf dem Luftwaffenübungsplatz Ahrbrück. Damit scheint es sehr unwahrscheinlich, dass neben den Russen, den 120 SS-Frontarbeitern, zusätzlich 500 Italienern gleichzeitig in Ahrbrück Platz hatten. Diese Zahl dürfte auch schon deshalb nicht stimmen, da am 17. Dez. 1943 die Bauleitung in Marienthal angibt, dass sich ganz konkret 462 (Arbeiter und Facharbeiter incl. der Gefangenen) im Einsatz befinden. Da man nicht annehmen darf, dass die ganze Baustelle nur von ital. Militärinternierten/Hilfsarbeitern geleitet wurde, wird deutlich, dass wir wohl eher von 250 bis max. 350 Personen auszugehen haben. Das passt dann nicht nur zu den Angaben der Bauleitung, sondern auch zu den Unterkunftsmöglichkeiten in Ahrbrück und zu den Einschätzungen Ahrbrücker und Dernauer Zeitzeugen.

    Nun zu der Behauptung, dass die Spuren dieser Italiener sich im Sept. 44 in Dernau und Marienthal verlieren. Unter Punkt 2 ist schon klar gemacht worden, dass diese Behauptung aus Unkenntnis oder schlechter Recherche entstanden ist. Im Sommer 44 waren weder eine grössere Gruppe von Italienern noch Militärinternierte in Dernau. Es war von VW lediglich gewünscht/gefordert, im Falle des Baues der V1 in Dernau, 500 Militärinternierte zur Verfügung gestellt zu bekommen. Der Fall trat nie ein. Auch die ital. Militärinternierte, die beim Bau des Barackenlagers im Hubachtal (Winter 43/44) unter der Firma Fix arbeiteten, sind nicht verschwunden. Die Hauptbaumassnahme im Hubachtal war am 15. Febr. 1944 beendet. Die Firma Fix (und andere Firmen aus Marienthal) zog mit ihren Arbeitern weiter zum nächsten Projekt (Tunnel Bruttig-Treis bei Cochem, einem vergleichbaren Tunnelprojekt, welches im März 1944 begann. Die Wachmannschaften (Wehrmacht und nicht SS wie manchmal behauptet) für die ital. Militärinternierten in Ahrbrück wurden abgezogen bzw. entlassen. Nachstehend eine Reihe von Dokumenten, die dies belegen; übrigens auch Dokumente, die in Marienthal gezeigt werden; man muss sie nur lesen.

    Zeuge JT, Tafel Marienthal, zu Beginn und Ende der Bewachung der ital. Militärinternierten)

    diverse Quellen zum Einsatz der Firma Fix und Italienern beim Projekt Tunnel Treis-Bruttig)

    Zeuge Schnitzler, Tafel Marienthal, Zu Firma Fix, Italiener und Projekt Tunnel Treis-Bruttig)

    SS-Pohl zu Baubeginn OKt. 43 und Bauende Febr. 44 und andere Quellen)


    Behauptung 4:
    KZ in Dernau, unterirdischer Bunker und Leichengruben in Dernau
    gemäss Zeitzeugentafel in Marienthal, den Blättern zum Land und Veröffentlichungen im Nov./Dez. 2017 in der lokalen Presse.

    Gegenbehauptung 4:
    Die alten Geschichten (Zeugenaussagen vor der Staatsanwaltschaft) zu KZ, vermuteten unterirdischen Bunkern und der Leichengruben entbehrt jeder Logik und konnte durch intensive Grabungen in den 80er Jahren widerlegt werden. Jemand, der sich seriös mit dem Thema beschäftigt und auch nur ein wenig die örtlichen Verhältnisse und die Bauthematik an diesen Lokationen kennt, würde solche Geschichten nicht als Fakten darstellen und der Presse zuspielen, um die Aussagen in Marienthal noch einmal zu steigern. Nicht umsonst, hat die Staatsanwaltschaft diese singulären Zeugenaussage als nicht belastungsfähig angesehen. (siehe hierzu u.a. die Aussage des Kustos der Gedenkstätte Buchenwald unten)

    Unmittelbar nach dem Tag der Einweihung in Marienthal, wurde auf der selben Zeitungsseite (Rhein-Zeitung 10. Nov. 2017), auf der in einem Artikel sensibel über das Leid der Gefangenen berichtet wurde, der Presse ein Artikel zugestellt in dem der Autor behauptet:

    1500 Opfer im Lager gequält. Rund um Dernau wurde gestorben;

    Erneut ergeht sich der Autor in endlosen Auflistungen von Zahlenkolonnen, mal pauschal, mal konkret, am Ende kommt er immer auf die exakte Zahl von ganz genau 1500 Opfern.
    Zu dem angeblichen Bunker: Behauptet von einem Dernauer Zeitzeugen (GK, Tafel Marienthal) und dann wohl vor der Staatsanwaltschaft in Form von einer Skizze (die auch sonst viele Fehler enthält) festgehalten. Danach soll im Dernauer Lager zwischen dem Wachturm und der ersten östlichen Baracke ein Bunkerbauwerk errichtet worden sein.

    Welche Logik steckt dahinter, in einem vorübergehenden, dreiwöchigen Häftlingsdurchgangslager, welches innerhalb allerkürzesten Zeit errichtet werden musste, ein grosses massives Untergrundbauwerk in Bahndammschotter und unterliegendem Fels zu bauen? Allein von der Bauzeit her damals nicht möglich. Wir haben gehört, daß die Häftlinge ohne Ankündigung in Dernau erschienen (die 300 Juden aus Tiercelet) und nach ca. drei Wochen alle wieder weiterfuhren. In 1986 wurde dieser besagte Bereich um mehr als fünf Meter ausgehoben (siehe Dokumente unten). Nicht die Spur von einem unterirdischen Bauwerk oder Leichengruben. (siehe Fotos Bertram von 1979 und 1984/1986). Seit fast 20 Jahren hat niemand mehr diese Behauptungen wiederholt. Nun werden sie wieder aufgewärmt.


    Ein franz. Häftling aus Buchenwald hat gerüchteweise von anderen gehört, dass die jüdischen Häftlinge aus Dernau über Nacht verschwunden seien. Er habe 1962 eine Stelle gefunden, wo diese wohl im Wald oberhalb von Dernau verscharrt worden wären. Tatsache (die von keinem serösen Historiker bezweifelt wird) ist, dass diese 300 jüdischen Häftlinge drei Wochen in Dernau nichts Rechtes zu tun hatten und am 27. Sept. 1944 alle mit dem Zug Richtung Mittelbau-Dora fuhren und alle dort ankamen. Jeder, der sich in Dernau ein wenig auskennt, weiss, dass es sich bei der vom franz. Häftling aus dem Hubachtal beschriebenen Platz im Dernauer Wald um den alten jüdischen Friedhof von Dernau handelt (Foto unten).

    Leiter der Gedenkstätte Buchenwald zu Definition KZ-Aussenlager)

    Land Rheinland-Pfalz zu KZ-im Ahrtal und dessen Bestandsdauer 1943/44 (Auflage 10.000 Stck., verteilt an Lehrer und Schüler))

    Skizze (mit vielen Fehlern) nach Zeugenaussage zum angeblichen Bunker in einem KZ-Dernau)

    Ergebnis der genannten Zick-Zack Grabungen in Dernau, Fundamente Wachturm, aus staatsanwaltlichen Akten 1986)

    Fotos Bertram 1984/86 und 1979 zu den Grabungen in Dernau im Rahmen von Flurbereinigung und Strassenbau )

    alter jüdischer Friedhof im Wald von Dernau, Foto Bertram)

    Behauptung 5:
    Galgen und Auftrag der SS in Marienthal und Dernau Kranke unauffällig zu töten


    Tafel Marienthal zum unauffälligen Töten und Hängen von kranken Häftlingen, Foto Micha Adler, Israel)

    Gegenbehauptung 5:
    Dass in Marienthal nach einer singulären Zeugenaussage, die für die Staatsanwaltschaft als nicht gerichtsverwertbar eingeschätzt wurde, irgendwann nach dem Krieg, weit weg vom Lager, in einem Hanggrundstück ein morscher Galgen gefunden worden sein soll, mag ja evtl. noch stimmen. Beweiskräftig bewiesen ist es so nicht. Dass dieser angebliche Galgen aber nun, wie in Marienthal der Anschein erweckt werden soll , für die Hängung von kranken und schwachen Häftlingen eingesetzt worden sei, ist schon eine abenteuerliche Beweisführung für jemanden, der für sich in Anspruch nimmt gerichtsverwertbare Primärquellen zur Belegung dieser und anderer Behauptungen vorzulegen und im Sinne des Presserechts für diese Behauptungen gerade zu stehen. Eine seriöse Auseinandersetzung mit einer solcher Argumentationskette erübrigt sich für jeden, der gewohnt ist sorgfältig und wissenschaftlich fundiert zu arbeiten. Solche Aussagen und Schlüsse dann auf einer Gedenktafel in Marienthal zu veröffentlichen, sollte sich jedem, erst Recht dem Land Rheinland-Pfalz, verbieten, der an einer würdigen Gedenkstätte interessiert ist.

    Behauptung 6:
    Häftlinge verschwanden spurlos; von hunderten Italienern verlieren sich im Sept. 44 die Spuren in Marienthal und Dernau


    Tafeln Marienthal zu Verschwinden von 500 Häftlingen im Sept. 44 und zu 1167 Gefangene in drei Baracken in Dernau)

    Gegenbehauptung 6:
    Es ist oben schon belegt worden, dass die vom Autor aufgezählten 500 ital. Militärinternierten im Sommer 44 nie in Dernau waren. Somit können sie dann auch nicht verschwunden sein (siehe weiter oben). Auch die Aussage, dass sie gemeinsam mit 367 Holländern und den 300 KZ-Häftlingen gemeinsam in 2 bzw. 3 Baracken untergebracht wurden, ist auch mehreren Gründen falsch:

    1. Diese 500 Häftlinge waren zu diesem Zeitpunkt nicht dort bzw. nie dort, sie waren geplant.
    2. "Normale" Gefangene wurden von Wehrmachtsoldaten bewacht und wurden nie mit KZ-Häftlingen in einer gemeinsamen Baracke/Lager untergebracht, KZ-Häftlinge wurden von SS-Mannschaften bewacht.
    3. Der Aufnahmekapazität dieser 2 bis 3 Baracken in Dernau ist mit der behaupteten Zahl "exakt 1167" um das ca. vierfache des tatsächlichen Fassungsvermögen dieser Baracken überschritten.
    4. Die Aussagen der Häftlinge Schön und Stein aus dem Dernauer Lager widerlegen diese Aussagen allein schon. (siehe deren Bericht oben zum Download)

    Muss man da noch weiter argumentieren?
    Soll sich jeder unvoreingenommene Leser ein eigenes Bild machen.

    Behauptung 7:
    exakt 1500 Arbeitssklaven im Ahrtal/Rebstock


    Tafeln Marienthal zu 1500 Zwangsarbeitern und deren Einsatzzeiten in Rebstock)

    Gegenbehauptung 7:
    Dem Leser, der sich bis hierin durchgearbeitet hat und sich die Falschinterpretationen zu Bauzeit, Gefangenenzahlen, Gesamtzahlen der Mitarbeiter im Projekt und die diversen Fakten abgeglichen hat, braucht man hier keine eigene Tabelle auszuarbeiten. Ihm wird klar sein, wie wenig realistisch und seriös die Fakten und Zahlen gewertet wurden, bevor sie verbreitet wurden. Weshalb einigt sich man nicht, auf die Formel:
    "Viele hundert Gefangene wurden gequält"
    wie es der Redakteur der Rhein-Zeitung, Koblenz, Herr Frieder Bluhm in seinem Kommentar vorschlug. Das Leid der Menschen wird nicht weniger, wenn Zahlen und Fakten und Zeiten monströs, tendenziös und falsch dargestellt werden. Falls doch jemand eine ungefähre Größenordnung haben will, wie es in der Diskussion in der Synagoge gefordert wurde, hier ist sie:

    1. in der Hauptbauzeit zur Errichtung der Baustellenlagers bzw. Barackendorfes im Hubachtal und zur Vorbereitung des Kuxbergtunnel zwischen Okt. 43 und Febr.44 waren zwischen 500 und 700 Personen (Zivilisten und Gefangene (mit Unterkunft in Ahrbrück), keine KZ-Häftlinge) im Einsatz.
    2. als im Aug./Sept. 44 geplant wurde Aktivitäten von VW aufzubauen, waren im Sept. 44 für drei Wochen ca. 500 KZ-Häftlinge vor Ort (200 im Hubachtal, 300 in Dernau). 3. Zusammen mit etwa 300 holländischen Gefangenen (keinen KZ-Häftlingen!) aus Ahrbrück, kommen wir dann für einen Zeitraum von etwa zwei Wochen im Sept. 44 (exakt vom 8-21.Sept.44) auf insgesamt etwa 800 Gefangene/Häftlinge

    Diese Liste der falschen und fraglicher Behauptungen liesse sich weiter fortführen (holländische Gefangene, SS-Frontarbeiter, etc.) . Die in der ehemaligen Synagoge Ahrweiler am 11. Jan. 2018 und nun hier angesprochenen sieben Punkte sollten ausreichend sein, um die generelle Qualität der verbreiteten Behauptungen zu beleuchten.

    Was aber sagen die kontaktierten Stellen, Historiker, offizielle Stellen, Besucher zu einer Berichterstattung, die das Lager Rebstock zu einem KZ erklärt, es in die Nähe eines Vernichtungslagers rückt oder den Eindruck eines Holocaust-Denkmals erweckt?

    Welcher Eindruck entsteht in der Öffentlichkeit?

    Nachstehend die Aussagen von Besuchern und weiteren Stellen, neben der oben bereits erwähnten Stiftung Volkswagenwerk und dem Kustos von Buchenwald:

    So monierten befreundete Besucher aus Israel, dass ich in meinem Buch über das Leben der Juden im Ahrtal nicht die 300 Juden (angeblich KZ-Häftlinge aus Buchenwald) erwähne, die im Kuxbergtunnel für Rebstock schuften mussten und bei Auflösung des Lagers auf einen Todesmarsch geschickt wurden. Sie konnten es nicht glauben, dass diese Aussagen auf der offiziellen Gedenktafel an der Dokumentationsstätte Regierungsbunker in Ahrweiler falsch sein sollten. Einen ähnlichen Eindruck hatte offensichtlich die Konsulin Terezia Miskolci, als Vertreterin der ungarischen Regierung, die im Andenken an angeblich vermisste 300 ungarische Juden bei der Eröffnung in Marienthal am 9. Nov. 2017 von einer Holocaust-Gedenkstätte sprach (die Presse berichtete darüber).

    Eine Anmerkung zum Ende:
    Da nun im Ahrtal an drei verschiedenen Orten (Dernau, Ahrweiler, Marienthal/Grafschaft) Gedenkstätten errichtet wurden, die unterschiedliche, sich widersprechende und in großen Teilen jeweils falsche Aussagen enthalten, wird zwangsläufig eine öffentliche Diskussion darüber entstehen, was denn nun richtig oder falsch ist. Und diese Diskussion, dieses Hinterfragen ist dann auch nötig.

    Es kann in einem demokratischen Gemeinwesen nicht sein, dass jemandem der fragwürdige Aussagen jahrelang hinterfragt, angedroht wird ihn zu lynchen, wenn er das nicht unterlässt bzw. in der Presse eine öffentliche Hinrichtung angekündigt wird. Das ist eine Sprache, die an vergangene Zeiten erinnert und in einem fairen Diskurs nicht angebracht sein sollte.

    Zu diesem Thema hat sich erst jüngst der Rektor der Uni Bonn, Michael Hoch, (Interview des General-Anzeigers Bonn, vom 16. Dez. 2017) geäussert:

    " ..Das Humboldt'sche Ideal muss bleiben: ... Die Einheit von Forschung und Lehre; nach der Wahrheit zustreben und zu hinterfragen. Das ist auch das, was wir in die Gesellschaft hineintragen müssen, denn davon lebt die Demokratie ... und die ist an der einen oder anderen Stelle in Gefahr, weil es Menschen gibt, die eigene Wahrheiten so platzieren, dass es keinen Raum mehr für Fragen gibt."

    Für mich bleibt die Hoffnung, dass sich das Land, der Kreis und die Kommunen dazu aufraffen können in Ahrweiler, Marienthal/Grafschaft, Dernau Gedenkstätten/Tafeln zu errichten, die aufeinander abgestimmt sind. Sie sollten keine falschen Aussagen enthalten, die sich dazu noch gegenseitig widersprechen und allen Opfern im Zusammenhang mit den Bunkern an der Mittelahr gerecht werden, ohne die Militärtechnik so stark in den Vordergrund zu stellen. Dass man die "Blätter zum Land Nr. 70" (zur Ausbildung von Lehrern und Schülern) und den neuen Flyer zur "Erinnerungsstätte Lager Rebstock" in der vorliegenden Form nicht verteilen kann, sollte jedem einleuchten, der sich bis hierhin mit dem Thema auseinandergesetzt hat.

    Holocaust Denkmal Marienthal)

    Falsche Info des Kreises AW an VG Altenahr aufgrund falscher Publikationen)

    Volkshochschule Ahrweiler zu dem vermeintlich zweijährigen KZ-Aussenlager im Ahrtal )

    Museum der Stadt Ahrweiler mit falschen Aussagen zur Lage der Produktionsstätten und Buchenwald)

    Dutch Red Cross zu den holländischen Gefangenen)

    Arolsen zu ital. Militärinternierten in Ahrbrück)

    zur angeblichen KZ-Dernau Gedenkplatte in Dachau)

    führende Historikerin in Sachen ital. Militärinternierte)

    erste Bewertung eines führenden Historikers zu den "Blättern zum Land" des Landes Rheinland Pfalz)

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