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Inhaltsverzeichnis

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Die Franken

Das Prümer Urbar

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    5. Die Franken

    Als Germanen wurden von den Kelten zunächst die am Rhein und auf der rechten Rheinseite siedelnden Stämme genannt. Sie nannten sich nicht selbst so. Der Name wurde von Caesar, nachdem er verschiedentlich von gallischen /linksrheinischen Kelten um Unterstützung gebeten worden war, publik gemacht und gegenüber Rom als germanische Gefahr dargestellt, um ausreichende Mittel für seine Kriegsführung in Gallien zu erhalten und den Rhein als Grenze zu sichern. Germanen waren nie ein gemeinsam auftretender Verbund, sondern eine Ansammlung von größeren und kleineren, teils abhängigen, teils unabhängigen Stämmen, die in etwa eine gemeinsame Sprach- und Kultbasis hatten. Neuere Forschungen gehen davon aus, dass die Verwandtschaft zwischen Kelten und Germanen größer war, als bisher in der Vergangenheit angenommen. Von Franken, als einem Zusammenschluss verschiedener germanischer Stämme/Gruppen, wird erst viel später erstmals berichtet.

    Ab dem 3. Jahrhundert nach Chr. werden die Bestrebungen der rechtsrheinischen Germanen den Rhein zu überschreiten, so stark und die inneren Verhältnisse im römischen Reich so schwach, dass im Jahre 257 vom Eindringen eines „gentes francorum“ berichtet wird. Unter diesem Begriff müssen wir uns einen Zusammenschluss einiger rechtsrheinischer Germanenstämme vorstellen, u. a. der Usipeter, Tenkterer und der Brukterer. Diese „Landnahme“ geschah, zunächst mit einem Schwerpunkt am Niederrhein / Niederlande (salische Franken), zu dieser Zeit teilweise noch gemeinsam mit den Sachsen/Chauken, auch von der See her. Später gegen Ende des vierten Jahrhunderts dann auch im Raum zwischen Köln und Koblenz (ripuarische Franken).

    Die Zeit zwischen denn Jahren 250 und 275 verändert das Aussehen der römischen Welt in Gallien. Diese Krise ist nicht identisch mit dem Untergang /der Ablösung des römischen Reiches im 5. Jahrhundert. In dieser Zeit findet eine rasche Abfolge der vom Herr ernannten und ermordeten Kaiser statt, 252 brach erneut eine Pestepidemie aus und das Interesse der Kaiser war auf das Ostreich gerichtet. Den in Gallien eindringenden Barbaren fallen damals die Pax Romana, die Städte, die Baudenkmäler sowie die Zentren der Kultur zum Opfer.

    Die im Bereich nördlich der Dernauer Kirche früher gebräuchliche Bezeichnung „Plänzert“ mit seinem römisch/fränkischem Ursprung ist –neben den römischen Funden- ebenfalls ein Hinweis, dass diese Lage der Ursprung der Siedlung Dernaus gewesen sein dürfte.

    Weitere deutliche Hinweise für Höfe im Bereich der heutigen Ortslagen/Lagen „op de ortes“, „in de mar“ und „op Löischich“ finden wir in späteren Aufzeichnungen im Zusammenhang mit dem Kloster Marienthal. Dort wird im elften Jahrhundert berichtet von Höfen zwischen Marienthal und Dernau, die gelegen sind: „supra bortte“, „ad maren“ und „logescosseh“.

    Die Namensverwandtschaft ist wohl eindeutig, obwohl in den bisherigen Aufzeichnungen und Veröffentlichungen nirgends darauf eingegangen wurde. Ein Grund mag sein, dass den jeweiligen Autoren die Dernauer Ortsbezeichnungen nicht geläufig waren. Später wird darauf noch näher eingegangen.

    Üblicherweise wurden die römischen Höfe, -soweit sie nicht zerstört waren- und auch das unmittelbare Umfeld dieser Höfe von den Franken weiter bewohnt und besiedelt. Sie stellten damit den Kern bzw. den Ursprung mancher heutigen Ortschaft dar. Die Siedlungen erhielten vielfach Namen fränkischen Ursprungs z. B. Ortsnamen mit den Endungen ...hoven oder ...heim.

    Aus der Zeit zwischen dem Abzug der römischen Truppen, der fränkischen Landnahme und der allmählichen Konsolidierung des Frankenreiches (Ostteil des Reiches „Austrien/Ripuarien“ mit zeitweise Köln als Zentrum) mit Abwehr der Alemannen und der Sachsen, ist im Detail für das Ahrgebiet wenig berichtet. Letztlich gingen auch die Städte, in denen sich noch römischen Strukturen gehalten hatten, verloren, so Trier und etwas später auch Köln. Trier wurde im 5. Jahrhundert mindestens fünfmal von Franken und Alemannen besetzt; teilweise eine Folge innerer Machtkämpfe im römischen Gallien. In 470 allerdings stand es erneut unter der rechtmässigen Herrschaft eines römischen Comes germanischer Abstammung (Arbogast). Ein Widerstand gegen die Germanen war nach der allmählichen Barbarisierung/Germanisierung der Armee und den von der römischen Verwaltung angewiesenen Ansiedlung von ehemaligen Soldaten bis zur Loire kaum noch zu organisieren. Römische Strukturen waren über die Jahrhunderte germanisiert, germanische romanisiert.

    Köln wurde nach 454 unter Sigibert I Hauptstadt der Francia Rinensis (ripuarien, austrien). Die Bezeichnung „Ripuarisch“ taucht erst im 7.Jahrhundert auf, für einen eng begrenzten Raum um Köln. Nach Niederlagen Sigiberts gegen den Römer Aetius hatte dieser den Rheinfranken erstmals ein Gebiet auf der linken Rheinseite zugewiesen (ca. 435/436), nachdem Aetius die Burgunder, die von 406 bis 413 den Rhein im Raum Mainz überschritten hatten und nach Nordwesten drängten, in den Jahren 435/436 mit Hilfe der damals noch mit ihm verbündeten Hunnen (hier noch nicht unter Attila) vernichtend geschlagen hatte.

    In der Schlacht auf den katalaunischen Feldern im Jahre 451 hatten linksrheinischen Brukterer, ähnlich wie bei den West- und Ostgoten und den Burgunder, auf Seiten des Römers Aetius und die rechtsrheinischen Brukterer auf Seiten des Hunnenkönigs Attila gekämpft. Wahrscheinlich entlang der Mosel/Eifel war Attila über Metz und Reims bis nach Orleans an der Loire gezogen.

    In der Folge kam es zu Bündnissen der Rheinfranken mit den Burgundern gegen die Alemannen.

    Um 480 liess Chlodwig, dessen unehelicher Sohn Theuderich eine rheinfränkische Mutter hatte, den Rheinfranken freie Hand an der Mosel; diese besetzten dann Trier.

    Im Jahre 495 ziehen die von Süden kommenden Alemannen (vielleicht über die bekannte Strasse Sinzig, Eckendorf, Zülpich nach Aachen) bis nach Zülpich und bringen Sigibert I dort in schwere Bedrängnis und verletzten ihn selbst schwer, werden aber, auch mit Hilfe eines eilig herangeführten Heeres Chlodwigs, zurückgedrängt. Der Alemannenkönig fällt.

    Die Rheinfranken sind danach in der Lage große Gebiete beiderseits des Oberrheins von den Alemannen zu übernehmen. Nach der Schlacht von Zülpich soll Chlodwig, auf Drängen seiner katholischen Ehefrau und auf Grund eines Versprechens, sich habe taufen lassen. Chlodwig war damals der einzige katholische Herrscher neben dem Kaiser in Ostrom. Die meisten anderen germanischen Könige waren Arianer.

    Chlodwig, der die rheinische Region nach 506 unter seine Herrschaft bringt, scheint die Gegend zu Königsbesitz gemacht zu haben. Wohl um 509 wurde Chlodwig (nach den Westgotenkriegen 507 und 508) von den Grossen des rheinischen Frankenreiches von Köln auf den Schild gehoben und seine Oberherrschaft anerkannt.

    Nach Chlodwigs Tod erhält sein unehelicher Sohn Theuderich u.a. das Reich der Rheinfranken, erweitert um den Bereich Reims, um dort seinen Hauptsitz in der Nähe der Königsstätte seiner Brüder zu haben.

    Wahrscheinlich war die Ahrregion in dieser Zeit sehr dünn besiedelt, ein Hinweis darauf kann auch die Tatsache sein, dass die Region bis ca. 900 n. Chr. unmittelbarer königlicher Besitz war. Trotzdem soll hier auf einige Aufzeichnungen des Gregor von Tour und des Fredegar „Geschichte der Frankenkönige“ verwiesen werden, die unsere Region in etwa betreffen:

    Die Herrschaftsgebiete der Franken verschieben sich weiter nach Süden und auch in den Raum Thüringen und Bayern. Es entstehen die Teilreiche Austrien, Neustrien und Burgund. Zentren dieser Teilreiche liegen zunächst für Neustrien im Raum Paris, Austrien im Raum Reims-später Metz und für Burgund bei Genf- später Lyon, nachdem die Burgunder in der Mitte des 5. Jahrhunderts für einige Jahrzehnte im Raum Worms gesiedelt hatten. Aus dieser Zeit stammen auch die Erzählungen der Nibelungen und der Burgunder im Nibelungenlied. In dieser Sage werden allerdings zwei unabhängige Geschichten miteinander verwoben. Die Brunhilde des Nibelungenliedes nimmt wohl Bezug auf die einflussreiche austrische Königin, Ehefrau des merowingischen Königs Sigibert (+ 575), die im 6. und 7. Jahrhundert die fränkische Geschichte wesentlich mitgestaltet und sehr zum Ärger der rheinfränkischen Adeligen stärkere zentrale Verwaltungsstrukturen, aufbauend auf den überlieferten römischen Strukturen, einführen wollte. Ihre bekannteste Widersacherin war die neustrische Königin Fredegunde. Bischof Arnulf von Metz und Pippin der Ältere waren die Führer des austrischen Adels und die Spitzen der austrischen Adelsverschwörung gegen Königin Brunhilde. Der permanente Streit dieser beiden Königinnen –mit viel Mord und Totschlag-, bildet vielleicht die Grundlage für den im Nibelungenlied beschriebenen Streit zwischen Brunhilde und Kriemhilde.

    Der Schreiber des Nibelungenliedes greift auf die Zeit der Burgunder im Raum Worms/Mainz und auf die Zeit Attilas zurück. In dieser Zeit hat die historische Brunhilde nicht gelebt. Es wird vermutet, dass einer der Schreiber des Nibelungenliedes in Passau zu Hause war. Der Weg der Nibelungen über Odenwald, Main, Donau nach Ungarn wird detailreich beschrieben, auch wenn es sicherlich einen derartigen Zug der Burgunder nicht gegeben haben dürfte. Die Gleichsetzung der Burgunder mit den Nibelungen ist in keiner Weise richtig. Es gibt plausible Theorien, dass der Ursprung der Nibelungen im Raum zwischen Maas und Rhein, im ripuarischen, rheinischen Franken zu suchen ist.

    Dazu hier nur einige Stichworte:

    Der Nibelungen-Siegfried kam vom Niederrhein (Xanten?), Hagen von Tronje wohl aus Xanten, welches sich im 10. und 11. Jahrhundert „Troia“ nannte (aus Castra Trajana). Es wird berichtet (1499), dass Karl der Grosse für die Sachsenkriege unter anderem einen Hagen von Klein-Troia, heute Xanten ausgewählt hat. Eine Geldersche Chronik berichtet von einem Hagano von Troyen, der zu Xanten wohnte. In Xanten wird der Hl. Victor (=Sieger) sehr stark verehrt. Die ersten ripuarischen Könige, die zur Zeit der Hunnen in Köln herrschten, hiessen Sigibert. Es gab einen Stamm, der sich Niflungen nannte im Raum Bonn-Köln-Aachen. Im heute belgischen Nivelles/Lüttich gab es ein Zentrum frankischer Aktivitäten und ein Kloster, welches im Ahrkeis begütert gewesen sein soll (Sechtem, Gielsdorf, Ödingen, Altenahr, Linz, Rheinbrohl), obwohl das Kernland der Pippiniden im Raum zwischen Maas und Kohlenwald lag. Pippin soll sich als Graf von Neuville/Nivelles bezeichnet haben und aus dieser Region stammen. Der Arnulfinger Graf Childebrand von Burgund, ein Halbruder von Karl Martell, hatte einen Sohn mit dem seltenen Namen Nibelung, der wohl ebenfalls Graf von Burgund war und die Frankengeschichte nach Fredegar weiter aufschrieb.

    In Neuville/Lüttich wird am 19. Mai 992 der Vertrag zwischen Otto III und den Brüdern Sigibodo und Richwin bezüglich der Jagd südlich der Ahr (Waldgebiet „Mellere“) besiegelt. In diesem Waldgebiet südlich der Ahr gibt es einen Ort Spessart und einen Ort Kaltenborn; beides Begriffe, die im Nibelungenlied eine wesentliche Rolle spielen.

    Auch die Ortsnamen Loch/Rheinbach und Wormersdorf und der Name Neffel/Neffelbach oder sogar das Wort Effelia /Eifelia/ Eifel könnten Hinweise darauf sein. Zudem gibt es die in Skandinavien aufgezeichnete Thidriksaga, die von einem Zug der Niflungen vom „Eifel“raum in die Region Soest berichtet.

    Manche Quellen gehen davon aus, dass einer der Ursprünge des Nibelungenliedes im alten Kloster Lorsch (gegenüber von Worms) zu suchen ist. Das Kloster Lorsch hatte bereits um 770 n. Chr. Besitzungen im Raum Eckendorf, also auch in dieser Region.

    Doch zurück zur besser belegbaren Frankengeschichte: In Zülpich kam es ca. 610 n. Chr. zu einer Entscheidungsschlacht zwischen den Königen Theuderich von Neustrien und seinem Bruder Theudebert II von Austrien, die Theudebert vernichtend verlor und, obwohl er sich bis nach Köln zurückziehen konnte, dann doch ermordet wurde. Ab Ende des 7. Jahrhunderts, mit Pippin dem Mittleren als Herzog der austrasischen Franken, trat eine gewisse Stabilisierung im Frankenreich ein. Unter Karl Martell (+ 741) wurden die Teilreiche wieder entschieden zusammengeführt und die Angriffe der Sarazenen/Araber bei Tour und Poitiers zurückgeschlagen. Damit waren die Grundlagen einer austrasischen, karolingischen Herrschaft für die nächsten zwei Jahrhunderte gelegt.

    Pippin, der jüngere Sohn Karl Martells wird zuständig für Neustrien, Karlmann für Austrien. Durch die Heirat Pippins mit Bertrada der Jüngeren, der Tochter des Grafen Heribert (Charibert) von Laon und seiner Gattin Bertrada der Älteren (*ca.670; +721), die in Meaux und in der Eifel begütert waren, wird dessen politische Stellung gestärkt. Eine Mönchsgemeinschaft aus Meaux führte ihr neugegründetes Kloster in Prüm (752), nachdem es bereits in 721, mit Mönchen aus Echternach, von Bertrada der Älteren, einer Tochter des Seneschalls Hugobert und Irmina von Oeren gegründet worden war. In 762 zeigen Pippin und seine Frau Bertrada an, dass Sie gemeinsam durch ihre Väter in Rommerheim bei Prüm und Rheinbach bei Bonn begütert sind. Möglicherweise war Bertrada die Ältere eine Schwester von Plektrudis, der Ehefrau Pippin des Mittleren, mit der sich Karl Martell auseinandersetzen musste, und es wird hier ein erster Bezug zu den regionalen Herrschaftsstrukturen der Ahrregion (Rheinbach/Tomburg etc.) sichtbar.

    Eine intensivere Kolonisierung weiter Landstriche beginnt nun mit Hilfe der Klöster. Dies ist die Zeit, aus der auch häufiger über einzelne Orte aus der Region schriftlich berichtet wird. In der karolingischen Zeit werden die Landschaften den Pfalzgrafen anvertraut, es entstehen die Gaue (Eifelgau, Bonn- und Ahrgau, Zülpichgau, etc.) mit Ihren regional zuständigen Grafen bzw. Untergrafen, so auch in unserer Region.

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