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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Historische Anfänge

Die Roemer

Die Franken

Das Prümer Urbar

Herrschaftsstrukturen

In und um Dernau

    - Ortsanfänge

    - Gerichtsbarkeit

    - Ritter von Dernau

    - Höfe und Güter

    - Die Pest

    - Hexenwahn

    - Hochwasser

    - Kriege und Plünderungen

    - Kirchengeschichte

    - Jüdische Gemeinde

    - Wirtschaftsstrukturen

    - Infrastruktur

    - Sitten und Gebräuche

Sprache der Region

Auswanderungen

Maler und Dichter

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    8.5. Die Pest

    Von Pestausbrüchen wird schon im Altertum immer wieder berichtet. Die für Europa größte Katastrophe dürfte der Ausbruch 1348/1349 gewesen sein. Bei dieser Epidemie, die ganz Europa erfasste, wurde mehr als ein Viertel aller Menschen dahingerafft.

    1349 werden für die im Rheinland (Köln) ausgebrochene Pest die Juden verantwortlich gemacht. Die Kölner Judengemeinde wird vernichtet. Auch in Ahrweiler werden Juden dafür umgebracht. In 1580 stirbt der Bürgermeister von Rheinbach an der Pest und wird in Ahrweiler beerdigt.

    In 1622 wird aus Ahrweiler berichtet, dass in verschiedenen Nachbarorten die „ abscheuliche Sucht der Pestilenz, die portugiesische Krankheit“ herrscht. Es ist „Sterbeluft“. Vorsichtsmassnahmen werden ergriffen. In 1626 hat die gefährliche Krankheit in der Niederhut ihren Anfang genommen.

    Niklas Colborn aus Mayschoss berichtet 1636 von auffälligem Verhalten der Ratten (!) im Ort, sie hatten wohl jede Scheu vor den Menschen verloren. Der erste Fall von Pest wird offensichtlich noch nicht direkt als solcher erkannt, woraus vielleicht geschlossen werden kann, dass die Symptome in diesem Jahr noch nicht allgemein bekannt waren. Aufzeichnungen aus 1576 die Colborn von seinem Vater erhalten hat, zeigen die Symptome deutlich auf und schaffen Klarheit. Heute wissen wir, dass die Pest über Flöhe von Ratten auf die Menschen übertragen wurde. Colborn berichtet von den Zuständen im Dorf zu dieser Zeit, unter anderem berichtet er: „... wir fuhren mit dem Ochsenkarren von Haus zu Haus und sammelten die Toten auf, um sie dann bei Nacht zu begraben. Nachdem wir über 180 Tote zu Grabe getragen hatten, hörten wir auf zu zählen. Es gab keinen Glauben an die Zukunft mehr...“

    In 1638 wird aus Wadenheim berichtet: „...in Wadenheim an der Ahr herrscht eine Krankheit an der fast zwei Drittel der Einwohner erkrankt daniederlag, ohne allen Trost, da der Pfarrer selbst von ihr behaftet und abwesend war.“

    Am 2. August 1666 fanden sich zu einem Fest die Bürger Ahrweilers schon morgens um vier Uhr auf dem Kalvarienberg ein, um nicht fremden Pilgern zu begegnen, die aus pestverseuchten Dörfern kamen. Andere Bürger bewachten in dieser Zeit die Strassen der Stadt um die Fremden zu verscheuchen. In den Jahren 1665 bis 1667 raffte die Pest mehr Menschen hin, als es der ganze dreißigjährige Krieg getan hatte. Der greise Pfarrer Servatius Otler verwandelt sein Pfarrhaus in ein Krankenhaus und besucht trotz Verbot die Kranken. Er wird schließlich selbst Opfer der Seuche. Auch noch 1668 wütet die Pest noch gelegentlich in der Umgebung von Ahrweiler weiter. Der Kalvarienberg war damals ein viel besuchter Wallfahrtsort, den die Bürger der Umgebung in ihrer Not aufsuchten um zu bitten und zu beten, damit die Epidemie ein Ende habe.

    Ein Jakob Ley aus Mayschoss berichtet über diesen Zeitraum: „...Mit den Kriegswirren und den umherziehenden Söldnerscharen kam in den folgenden Jahren auch die Pest, die Geisel der Menschheit in unsere Gegend. 1666 war die Stadt Sinzig betroffen, 1667 und 1668 gelangte der schwarze Tod bis nach Beul, einem Dorf bei Ahrweiler. Viele gingen in diesen Jahren zum Kloster Marienthal, wo Veronika von Weiß, die die Pest überlebt hatte, Meisterin war und baten sie, für eine Verschonung von der Pest zu beten.“

    Von der Zeit der Pestepidemien zeugen heute noch an vielen Stellen im Eifelraum steinerne Wegekreuze, die von den Menschen infolge eines Versprechens und aus Dank für das Beenden der Seuche errichtet wurden. Diese Kreuze sind häufig daran zu erkennen, dass auf ihnen zwei übereinander gekreuzte Beinknochen und ein Totenschädel abgebildet sind. Auch auf den mehr als fünfzig alten Grabsteinen auf dem alten Dernauer Kirchhof (1609 bis 1783) finden wir vereinzelt diese Abbildung. Ab ca. 1720 wird in Europa nicht mehr von wesentlichen Pestausbrüchen berichtet.

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