Mit der christlichen Religion kam man in unserer Region bereits in der Römerzeit in Kontakt. In den römischen Städten und Garnisonen am Rhein waren vereinzelt Personen, die dieser neuen jüdischen Sekte anhingen und damit die traditionelle römische Götterwelt in Frage stellten. Aus der Zeit von Konstantin Chlorus, dem Vater von Kaiser Konstantin sind Christenverfolgungen im Rheinland berichtet. Über den Gräbern von 50 solcher Märtyrer wurden in St. Gereon in Köln Gedenkstätten errichtet. Das Cassiusstift in Bonn wurde über den Gräbern von Cassius und Florentinus errichtet. Funde aus dem dritten Jahrhundert in Trier, Köln und Bonn zeigen Symbole dieses ersten christlichen Lebens. Auch Remagen muss eine beachtliche Christengemeinde gehabt haben, da es in einem Bericht aus Ravenna als christliche Römerstadt erwähnt wird.
Mit der Völkerwanderung und dem Abzug der römischen Garnisonen und Händler vom Rhein geht dieses christliche Leben erst mal wieder unter. Es beginnt erneut mit dem Übertritt von Chlodwig (446-511) und einigen tausend seiner Adeligen in Reims zum römischen Glauben. Die anderen germanischen Stämme hatten sich zu dieser Zeit dem Arianismus zugewandt. Im Merowingerreich traten im 6. Jahrhundert zunächst irische Wanderprediger als Missionare auf, wenn auch die christliche Tradition in den altchristlichen Bistümern Trier, Köln, Mainz, Metz, Toul und Verdun nie ganz abgerissen war.
Ein Einsiedler aus Aquitanien, St. Goar, zum Beispiel missioniert im Raum Boppard.
Dieser Phase folgt eine Missionierung durch angelsächsische Missionare seit dem Jahre 690 durch Leute wie Willibrord, Winfried/Bonifatius und Alkuin. Bonifatius erhielt 719 vom Papst den Auftrag Germanien und Friesland zu missionieren. Von Köln und Mainz aus wurden diese Aufträge umgesetzt. Bereits 768 wurde Mainz und 795 Köln Erzbistum.
Ein wesentlicher Aspekt der Kultivierung und der Missionierung des Landes kam von den Klöstern, damals meist Benediktinerklöster. St. Maxim in Trier entwickelte die Eifelregion bis an die Oberahr, St. Arnulf aus Metz hatte Besitzungen an der Ahr und am Rhein. Das Doppelkloster Stablo-Malmedy hatte Höfe und Villen in Mehlem und Villip und erhielt die Bestätigung für den Zehnt durch Kaiser Ludwig den Frommen. 755 erhielt dieses Kloster auch Privatschenkungen in Remagen.
Über das bedeutendste Kloster in der Region, die Abtei Prüm, ist schon berichtet worden (Kap. 6, Prümer Urbar). Neben den vielfältigen Schenkungen der karolingischen Herrscherfamilie an das Kloster gab es auch Privatschenkungen, wie die eines Bonner Bürgers „ … in pago aroense in geroldshova..“ (Geroldshoven/Ahrweiler im Ahrgau). Mit ein Grund für diese Ballung von klösterlichem Besitz in der Region dürfte schon damals die Möglichkeit des Weinanbaus gewesen sein.
Im Folgenden wird im Wesentlichen auszugsweise aus „Geschichte der zum ehemaligen kölnischen Ahrgaudekanat gehörenden Pfarreien“ (Schuler, Trier 1952) zur Kirchengeschichte von Dernau zitiert:
Die Pfarrei Dernau
Im Mittelalter gab es zwischen Altenahr und Ahrweiler nur die Pfarrei Dernau, der auch Mayschoss und Rech angegliedert waren. Seit der Zeit des Erzbischofs Anno (II) von Köln (ca. 1060), ist das Marienstift Rees in Dernau wohl begütert. In 1112 wird ihm von Erzbischof Friederich I, der diesem zustehende Rottzehnt, auf Rees übertragen. Dies Besitzungen des Stiftes, die 1119 durch Pabst Hadrian bestätigt werden, umfassten auch die Dernauer Kirche; sie wurde 1205 förmlich dem Marienstift einverleibt. Rees ernannte einen Stiftsherrn zum Pfarrer von Dernau, der sich allerdings meist vertreten ließ.
Möglicherweise war Dernau bereits vor 1100 eine eigene Pfarrei. Die Einnahmen dort veranlassten manchen Stiftsherrn, sich um diese Stelle zu bemühen, wie dies einige Urkunden aus den vatikanischen Archiv belegen. Die Investitur hatte der Probst von Rees, während Pastor nur ein Kanoniker des Stiftes werden konnte.
1448 gingen alle Rechte und Besitzungen dieses Stiftes an das in der Pfarrei gelegene Augustinerinnenkloster Marienthal über.
Die Dernauer Kirche
Wahrscheinlich hat eine Dernauer Kirche schon früher gestanden, auch wenn eine Kirche erstmalig 1147 erwähnt wird. Patron der Kirche ist spätestens ab 1385, wahrscheinlich früher, der hl. Johannes gewesen, da die älteste Johanessglocke darauf Bezug nimmt. Seit 1687 streiten sich die Bewohner von Dernau und Rech mit dem Kloster Marienthal wegen der Kosten einer Renovierung der Kirche. Im Jahre 1755 stürzt die Kirche dann völlig ein. Darauf übernimmt Marienthal die Kosten des Neubaus (1755 bis 1762). Dieser Neubau wird mit der 1642 errichteten Sylvesterkapelle verbunden, die später als Sakristei genutzt wird. Erwähnenswert ist der alte spätromanische Taufstein (ca. 1230) und ein Ölgemälde des Dernauer Malers Leyendecker, welches in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand (siehe Kapitel ). Die älteste von vier Glocken, die Johannesglocke stammt aus dem Jahr 1385.
Das heutige Pfarrhaus wurde 1896 errichtet, der Vorgängerbau um 17oo unter Pastor Matthias Nietges.
Wie früher üblich, war der alte Friedhof um die Kirche. Eine Vielzahl von alten Basaltkreuzen aus den Jahren 1909 bis 1783 ist dort noch aufgestellt. (siehe Abb.: )
Nach den Angaben der Zahl der Kommunikanten in Dernau und Rech, scheint es so zu sein, dass in den beiden Orten in den Pestjahren 1666/69 ca. 200 Menschen den Tod fanden. Erst 1743 wurde diese Zahl wieder ausgeglichen.
Im „Liber valoris“ aus dem Jahr 1316 ist festgelegt, dass der Pfarrer ein Pfarrstelleneinkommen von 20 Mark jährlich erhält. Zusätzlich erhält er in 1335 noch eine Mark von Gerhard von Landskrone. Der Pastor hatte alle Frucht und Heuzehnten in Dernau und Rech. Mayschoss, welches 1537 aus dem Pfarreiverbund ausgeschieden war, war seitdem verpflichtet, dem Pastor, als Zeichen der ehemaligen
Abhängigkeit, jährlich 3 Thaler zu zahlen. Die Pfarrei selber hatte (1727) gewisse Einkommen aus Öl- und Wachszinsen und 17 Weinbergen, aus denen sie den dritten Teil der Trauben erhielt.
Benefizien in Dernau
Drei Stiftungen von Privatleuten in Dernau hat es gegeben:
Sylvestervikarie
Am 17.6.1289 stifteten die kinderlosen Eheleute (Ritter ?) Siegfried und Margaretha von Dernau ein Hospital, in dem Arme und Kranke betreut werden sollten und ließen neben der Kirche außerhalb des Friedhofs eine Kapelle errichten. Für den Unterhalt des Priesters, der bei der Kapelle wohnen, sich aber nicht in die Pfarrgeschäfte einmischen sollte, wurde die Hälfte der Erträgnisse von sechs Morgen Weinberg, in der Pfarrei gelegen, festgelegt. Neben weiteren Spenden legten sie fest, dass nach ihrem Tod, die Hälfte der Früchte aus 21 Morgen Acker und Weinberg, je zur Hälfte dem Hospital und dem Vikar zufallen. Für den Unterhalt der Kranken stifteten sie zwei Morgen Weinberge, gelegen an der Zaill (?)
Im Jahre 1642 fiel die Kapelle ein und wurde aus den Einkünften der Vikarie restauriert. Vor dem 30jährigen Krieg war an Sylvester großer Andrang von Pilgern, die die in Silber gefasste Reliquie dieses Heiligen verehrten und seine Fürbitten, besonders auch für die Gesundheit ihrer Pferde, erflehten. Noch 1628 konnte an diesem Tag ein vollkommener Ablass gewonnen werden.
Matthias Nietges, seit 1666 Vikar, erneuerte aus eigenen Mitteln das Hospital. Er stiftet 1705 eine neues Beneficium BMV, welches die alte Stiftung mehr und mehr in den Hintergrund drängte. So gab denn 1758 der Generalvikar die Erlaubnis, die alte Sylvesterkapelle zur Sakristei zu nehmen und in der Kirche einen Sylvesteraltar zu errichten. Dies deutet auf ein langsames Auslaufen dieser Vikarie, auch wenn 1761 noch mal ein Vikar genannt wird.
Beneficium simplex BMV
Matthias Nietges, in Dernau zu Vermögen gekommen, stiftete in seinem Testament, durch das er die Kirche als Erbin einsetzt, ein marianisches Familienbenefizium (BMV). Als Ausstattung spendet er 1200 Thaler, stiftet ein Haus, das er mit kirchlicher Erlaubnis auf dem Hospitalboden errichtet hatte.
Beim Verkauf der Güter des Verstorbenen gingen 913 Thaler ein, dazu kamen noch 600 Thaler die in der Gemeide ausstanden. Dieses Benefizium wurde in 1706 vom Generalvikar genehmigt; es war bis 1832 besetzt. In späterer Zeit wurde es mit dem jüngsten Benefizium vereinigt.
Sebastianus- und Quirinusvikarie
Im Jahre 1745 wurde von Mattheus Jacobs eine dritte Stiftung (zu Ehren der hl. Sebastian und Quirinus) veranlasst, die auf Betreiben seiner Frau Veronika Beckers und seines Sohnes Franz in 1760 genehmigt wurde. Das Stiftungskapital betrug 2745 Thaler. Der damalige Pastor Kemmerling war gegen das neue Benefizium, da seiner Meinung nach, drei Benefizien zuviel für das kleine Dorf seien. Er wünschte daher, das Benefizium nach Rech zu verlegen, wo der Beneficat den Unterricht übernehmen könnte. Bis 1790 war das Benefizium ständig besetzt. Nach 1832 war es mit dem BMV Benefizium vereinigt, doch erstaunlicherweise ohne Inhaber, obwohl das hohe Einkommen (1872 ca. 400 Thaler) mehr als die Besoldungskosten eines Geistlichen aufgebracht hätten.
Patronatsverhältnisse
Alle Besitzungen des Stiftes Rees waren in den Händen von Marienthal, als es 1488 den Domhof in Dernau für 1630 Rheinische Gulden gekauft und bezahlt hatte. Marienthal stellte für Dernau den Pastor, meist den Prior des Kloster, welches sich aber vertreten ließ. Durch dieses Unwesen der Vertretung wurde die Pfarrei sehr vernachlässigt. So lesen wir aus der Zeit des Clemens Mundt (1619-1641), dass dieser die Pfarrei nie angetreten habe. Grosse Unwissenheit und Aberglaube sei die Folge gewesen. Sogar ein Vicecurator wurde der Zauberei angeklagt, konnte aber fliehen. Alle von ihm getauften Kinder wurden daraufhin noch einmal neu getauft.
Mitbürger der Dernauer Pfarrei als Pastore, Vikare oder Patres
Johann von Dernau
1363-1374
als Pastor in Dernau
Matthias Nietges
1674-1705
als Pastor in Dernau. Ein vom Kloster Marienthal zunächst vorgesehener Pastor wurde abgelehnt, der als Vikar der Sylvesterkapelle bereits in Dernau tätige Nietges dann angenommen. Er baute das alte Pfarrhaus, das Vikariehaus und den Chor der Kirche. Aus seinem Vermögen errichtete er die Vikarie BMV.
Mathias Leyendecker
1705-1708
als Pastor in Dernau. Am 24.6.1673 in Dernau als Sohn von Anton Leyendecker geboren. Seit 1698 bei seinem Onkel Nietges als Hilfsgeistlicher tätig, vorher ein Jahr in Köln.
Matthias Nietges
1666-1674
als Vikar der Sylvesterkapelle in Dernau, anschliessend Pfarrer.
Ludwig Becker
1712
Vikar der Sylvesterkapelle in Dernau, geb.1683 in Rech, scheint bis 1712 Unterricht in Dernau gehalten zu haben.
Johann Kreutzberg
1706-1742
Vikar des Benefiziums BMV in Dernau, geb. 1687 in Dernau; gest. 1742
Johann Heinen
1742-1766
Vikar des Benefiziums BMV in Dernau, geb. 1713 in Dernau
Jakob Marner
1766-1799
Vikar des Benefiziums BMV in Dernau, geb. 1732 in Dernau, Sohn von J. Marner und Mar. Bertrams
Johann Jacob Fuchs
1799-1828
Vikar des Benefiziums BMV in Dernau, geb. 1767 in Dernau; zunächst Vikar, dann Kaplan
Johann Jacob Koch
1761-1777
Vikar des Sebastiani et Quirini Benefiziums, geb. 1736 in Dernau, ging 1777 wegen Streitigkeiten nach Münstereifel
Jakob Kreutzberg
1777-1786
Vikar des Sebastiani et Quirini Benefiziums, geb. 1696 in Dernau, Sohn von J. Kreutzberg und A.Marners, Hilfgeistlicher in Mutscheid, Kanonikus im Stift Münstereifel
Michael Kreutzberg
1786-1790
Vikar des Sebastiani et Quirini Benefiziums, geb. 1717 in Dernau, Sohn von P. Kreutzberg und C. Schleich, wird mit 46 Jahren Priester. Hilft in Laurensbergund Niedermerz in der Seelsorge aus, folgt dann in Dernau den Jacob Kreutzberg als Vikar nach.
Johann (II) von Dernau
1499
Schlosskaplan in Blankenheim
Michael Josten
1873
geb. 1873, Franziskaner,
Johann Koch
1750
geb. 1750, Sohn von Nikolaus Koch und Veronika Marner
Peter Koch
1739
geb.1739, Sohn von Cornelius Koch und M. Hürnichs, Hauslehrer und Frühmesser in Ringen
Johann (II) Kreutzberg
1727
geb. 1727, Sohn von P. Kreutzberg und C. Schleich, Pfarrer in Niedermerz, Gest. 1797
Edelbert Krupp
1734
geb. 1734, OFM (Franziskaner ?)
Joh. Josef Leyendecker
1729
geb. 1729, Sohn von Johann Leyendecker und Mar. Rigens, Kaplan in Kesseling
Mathäus Leyendecker
1704
geb. 1704, Sohn des Schöffen Peter Leyendecker und der Mar. Lutsch, Subsidiar in Zündorf und Köln
Matthias Limbach
1673
ord. 1673, Vikar in Sinzig, Pfarrer in Muffendorf
Andronikus Limbach
1737
geb. 1737, OFM (Franziskaner ?)
Joh. Jacob Lutsch
1771
geb. 1771, Sohn von Matthias Lutsch und A. M. Koch, Canonicus an St. Cassius in Bonn, später Subsidiar in Köln
Peter Marner
1677
1677 Rektor der marianischen Sodalität (?) in Ahrweiler, später in Leimersdorf
Johannn Monreal
1658–1702
Pfarrer in Schuld
Hubert Rader
1877
geb, 1877, Kaplan und Pfarrer an verschiedenen Orten
Peter Hubert Schreiner
1883
geb. 1883, Kaplan und Pfarrer an verschiedenen Orten
Josef Sebastian
1865
geb. 1865, Kaplan , Lehrer und Rektor an verschiedenen Orten
Justus Sebastian
1894
geb. 1894, Kaplan und Pfarrer an verschiedenen Orten
Sifrid von Dernau
1272
1272 Kanonikus in Mariengraden in Köln
Matthias J. Simons
1712
geb. 1712, Sohn von Jacob Simons und C. Kreutzberg, Kaplan im Frauenkloster der Barfüsserinnen in Köln